Buß- und Bettag
Heute ist Buß- und Bettag. Früher war das noch ein gesetzlicher Feiertag, also schulfrei. Trotzdem blieb mir dieser Feiertag lange fremd. Vielleicht weil ich katholisch bin? Ehrlich gesagt glaube ich aber: auch meine evangelischen Nachbarn wussten nicht so recht, was es mit diesem Tag auf sich hatte.
Was soll das? Einen Tag zum Beten, das konnte ich mir noch vorstellen, aber zum Büßen? Was soll man da machen und vor allem, für was büßen? So ganz allgemein?
Eine Spur führt in die Bibel, ins Alte Testament, zum Propheten Jona - ja genau, zu dem, der auch mal im Walfisch war. Der Prophet Jona also hat von Gott einen Auftrag bekommen, der ihm ausgesprochen unangenehm ist und vor dem er sich am liebsten drücken würde: Er soll in die Stadt Ninive gehen und dort verkünden, dass Gott die Stadt zerstören wird. Anscheinend lebten die Menschen dort in Ninive schon sehr böse und sündhaft. Kein Wunder, dass Jona vor diesem Auftrag graut, wer überbringt schon gerne solche Nachrichten? Aber alle Ausflüchte helfen nicht, er geht schließlich dorthin und sagt, was er zu sagen hat. Und insgeheim freut er sich, dass die Bevölkerung von Ninive endlich bestraft wird. Aber es kommt doch anders: der König von Ninive ordnet ein öffentliches Fasten und Büßen an. Die ganze Bevölkerung, und er vorneweg, kleiden sich in Sack und Asche und bereuen ihre Taten. Gott sieht das und verzichtet auf die Bestrafung. Da hat das Büßen und Beten also geholfen.
Im Laufe der Geschichte haben immer wieder Herrscher solche Bußtage verordnet, wenn sie meinten, dass etwas nicht gut lief, zum Beispiel Gefahr drohte und es nötig wäre, Gott milde und freundlich zu stimmen. Das kommt uns nicht mehr so zeitgemäß vor. Was ja nicht heißt, dass heute alles gut und in Ordnung wäre. Die evangelische Kirche lädt am Buß- und Bettag an vielen Orten zu meist ökumenischen Gottesdiensten ein. Oft kommen dabei gesellschaftliche Themen zur Sprache und auch ins Gebet. Die großen Kriege und die kleinen Konflikte und unser Anteil daran, die Sehnsucht nach Frieden, nach Gerechtigkeit, nach geteiltem Leben - und auch, was uns daran hindert. Ich finde, für diese wichtigen Fragen lohnt es sich, sich ein wenig Zeit zu nehmen. Nur so kann sich ja was ändern.
Selbst wenn seit 1995 der Buß-und Bettag kein gesetzlicher Feiertag mehr ist: heute kann ich mit diesem Tag mehr anfangen als früher. Vielleicht ist das so, weil mir heute klarer ist, dass in der Welt vieles schief läuft und auch, dass ich daran beteiligt bin. Und möglicherweise kommt mir ja gerade heute eine gute Idee, wie ich zu einer faireren Welt beitragen kann.