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Nikolaus
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Nikolaus

Diplom-Theologin Doris Meyer-Ahlen
Ein Beitrag von Diplom-Theologin Doris Meyer-Ahlen, Referentin für Familien- und Beziehungspastoral, Fulda
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„War der Nikolaus schon da? Können wir mal nachschauen gehen?“ Kennen Sie diese aufgeregten Fragen von sich selbst, von Ihren Kindern? Vielleicht haben sie Sie ja heute Morgen schon gehört. Und ganz bestimmt war er da, der Nikolaus? Gab es einen großen Teller mit Plätzchen und Süßigkeiten? Oder gar ein kleines Geschenk?

Woher kommt diese Tradition eigentlich?, fragte ich mich in diesem Jahr einmal mehr. Schon mein Mann und ich kennen sie unterschiedlich: Während ich meine Schuhe blitzsauber zu putzen hatte, damit der Nikolaus dort etwas hineinlegt, kennt mein Mann den Nikolausteller mit Plätzchen und Süßigkeiten, aber ohne die vorausgehende Bedingung der sauberen Schuhe.

Diese Traditionen gehen auf eine Legende aus dem Leben des heiligen Bischof Nikolaus zurück: Nikolaus – noch nicht Bischof und lang nicht so bekannt – erfährt von drei jungen Frauen, die nicht heiraten können, weil ihnen die notwendige Mitgift fehlt. Sie haben kein Geld oder materielle Gegenstände, die sie mit in die Ehe bringen könnten. Was für mich heute befremdlich klingt, war im dritten, vielleicht vierten Jahrhundert, in dem der heilige Nikolaus lebte, völlig selbstverständlich; im Übrigen bis weit in unsere Zeit hinein. So wirft Nikolaus den drei Frauen nachts einen Goldklumpen durch das Fenster in ihr Zimmer. Dieses Gold ist die Grundlage und die Voraussetzung für ein Leben, wie sie es sich wünschen: mit einem Mann eine Familie zu gründen, statt einem Leben auf der Straße, wie es ihnen gedroht hätte.

Da sichert ein Mann den drei jungen Frauen ihre Existenz, ohne dass sie etwas dafür tun müssen. Vor dem Hintergrund dieser Legende frage ich mich schon nochmal neu: Was lege ich den Kindern auf den Teller? – quasi stellvertretend für den heiligen Nikolaus. Na klar, es gibt Süßigkeiten, Plätzchen, eine Kleinigkeit. Ja. Und was brauchen meine Kinder als Basis für ein Leben, wie sie es sich wünschen? Was brauchen sie auf ihrem Teller? Die Kinder denken selber über solche Fragen natürlich noch nicht nach. Aber was sie sich immer wünschen und was sie immer schätzen, ist gemeinsame Zeit. Vielleicht stelle ich ihnen später noch das Uno-Spiel, das sie zurzeit rund um die Uhr spielen könnten, dazu. Das wäre dann wichtiger als alle Süßigkeiten.

 

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