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Trauerrede von Alexa
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Trauerrede von Alexa

Andrea Seeger
Ein Beitrag von Andrea Seeger, Evangelische Theologin, Oberursel

In immer mehr Haushalten in Deutschland steht ein kleiner Lautsprecher. Alexa heißt bei vielen diese intelligente persönliche Sprachassistentin. Stehe ich morgens vor meinem Schrank und überlege, was ich anziehen soll, frage ich Alexa nach dem Wetter. Muss ich mit dem Auto los, soll sie mir die Verkehrssituation schildern. Leere ich die letzte Packung Milch, lasse ich das Alexa auf den Einkaufszettel notieren. Tusche ich gerade meine Wimpern, spielt Alexa die Tagesschau in 100 Sekunden für mich. Sie präsentiert mir außerdem meine Lieblingsmusik. Liege ich auf der Couch, dimmt sie das Licht.

In Großbritannien hat auch die Kirche Alexa entdeckt und mit Informationen gefüttert. Auf Kommando liest Alexa die Tageslosung aus der Bibel vor, spricht ein Morgen- oder Abendgebet oder den Segen vor einer Mahlzeit. Außerdem kann Alexa Fragen zur Taufe beantworten, kennt sich mit Hochzeiten aus, weiß über Beerdigungen Bescheid. Sie findet auch die nächstgelegene Kirche. Ein württembergischer Pfarrer ist nun in die britischen Fußstapfen getreten. Er hat Trauerreden für den Sprachroboter entwickelt. Auf den Befehl: "Alexa, öffne Beerdigungsrede!" spricht das Gerät einen rund dreiminütigen Text.

Das Motiv des Theologen: Weil immer mehr Beerdigungen ohne Zeremonie stattfinden, können Menschen ihre Trauerrede jetzt digital abspielen. Damit möchte der Pfarrer aus Württemberg der zunehmenden Sprachlosigkeit entgegenwirken und den Trauerprozess erleichtern. Ob Alexa das schafft, bezweifle ich. Eine Computerstimme bleibt eine Computerstimme. Sie kann noch so mitfühlend sprechen und die Sätze an den richtigen Stellen betonen. Doch für Trost brauche ich reale Menschen. Alexa kann mir sagen, wo ich die nächste Kirche finde. Aber für den Trauerfall gibt es Pfarrerinnen und Pfarrer. Für nicht Kirchengebundene Trauerrednerinnen und Trauerredner. Auf den menschlichen Faktor kommt es an.

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