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Höhenflüge
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Höhenflüge

Gudrun Olschewski
Ein Beitrag von Gudrun Olschewski, Evangelische Pfarrerin, Pfungstadt

Zu seinem runden Geburtstag bekam mein Mann eine Ballonfahrt geschenkt. Einiges musste er sich dabei von den Gästen anhören: „Hast du schon dein Testament gemacht?“, meinten einige spöttisch oder „Du bist wohl lebensmüde.“ Andere waren begeistert: „Da würde ich sofort mitfahren.“ Der Termin wurde vereinbart und gespannt erwartet. Kleiderfragen wurden diskutiert und Freunde benachrichtigt. Fotoapparat und Fernglas lagen bereit, der Picknickkorb für die Bodenbegleitung war gepackt. Doch - alle Aufregung und Erwartung umsonst: Die Ballonfahrt fiel buchstäblich ins Wasser. Neuer Termin, neue Vorfreude. Doch es gibt noch Gewitter, Sturm und völlige Windstelle. Und so warten wir heute wieder einmal auf morgen, den neuen Termin.

Aufgeregt sind wir inzwischen nicht mehr, vorbereitet haben wir uns auch nicht. Wenn es morgen das Wetter zulässt, dann wird es hoffentlich eine wunderschöne Fahrt. Und wenn nicht? Fast scheint es so, als würde der Traum von der Ballonfahrt zu einem unerfüllten Lebenstraum. Ich erwarte Höhenflüge und sehe sie greifbar nahe und dann bleibt doch alles beim Alten.

Hoch-Zeiten meines Lebens finden selten zu dem Termin statt, den ich festsetze, sondern immer dann, wenn ich sie gelassen erwarte, sie nicht herausfordere, sie reifen lasse. Kommen sie unerwartet, erlebe ich solche Hoch-Zeiten als Geschenk. In diesem Auf und Ab kann ich mein ganz persönliches Leben erkennen. Mit seinen Höhenflügen und seinem „Wieder auf den Boden zurückkommen“. Gott schenkt mir das Leben in seiner ganzen Bandbreite: mit aktiven und weniger aktiven Zeiten, mit Zeiten des Sturmes und der Windstille, mit Regen und Sonnenschein. Mit oder ohne Ballonfahrt, dem Tag morgen sehe ich gelassen entgegen.

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