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Supermann
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Supermann

Anke Zimmermann
Ein Beitrag von Anke Zimmermann, Evangelische Pfarrerin, Homberg/Efze

In einer der letzten Stunden vor der Konfirmation spreche ich mit den Jugendlichen über ihren Berufswunsch. Was willst du einmal werden? Bei manchen ist es klar und sie können es schnell aufschreiben: Polizist, Krankenschwester, Architekt oder Psychologin. Julian tut sich schwer mit dieser Frage. „Ich weiß nichts, Frau Zimmermann. Ich habe keine Idee.“ Ich versuche, Julian auf die Sprünge zu helfen: Wofür interessierst du dich? Was machst du gern? Was kannst du gut?

Julian denkt nach. Es dauert eine Weile, dann geht ein Strahlen über sein Gesicht. „Jetzt weiß ich es, ich werde Supermann.“ Alle lachen, die Pfarrerin, die Jugendlichen und auch Julian. „Ich werde Supermann.“

Das ist eine ungewöhnliche Idee, eine großartige Vorstellung für einen dreizehnjährigen Jungen. Stark sein wie Supermann, schnell und geschickt, mutig und nahezu unbezwingbar. Julian überrascht uns alle mit seinem außergewöhnlichen Berufswunsch. Ich höre darin eine große Sehnsucht. Julian will kein kleiner, mäßig erfolgreicher Schüler mehr sein. Er will groß raus kommen, viel Kraft haben und erfolgreich sein. Zumindest kann er es sich wünschen.

Die Wirklichkeit ist anders, das weiß Julian auch. Er hat erlebt, dass er oft begrenzt ist in seinen Möglichkeiten, dass er mit seinen Schwächen leben muss, dass er nicht so toll und so beliebt ist wie andere. Aber für einen Moment konnte er seine eigenen Begrenzungen hinter sich lassen und träumen. Jesus sagt: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig (2.Konrinther 12, 9). Vielleicht meint er damit, dass er anders auf uns Menschen sieht und wir stark sein können durch ihn. Wahrscheinlich nicht wie Supermann, aber doch so, dass wir auch mit unseren Begrenzungen und Schwächen gut leben können. Das wünsche ich Julian, ganz gleich, was er werden wird.

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