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Geschwister Scholl
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Geschwister Scholl

Michael Tönges-Braungart
Ein Beitrag von Michael Tönges-Braungart, Pfarrer

Am 22. Februar 1943 wurden Hans und Sophie Scholl und mit ihnen ihr Freund  Christoph Probst vom sogenannten Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und noch am selben Tage hingerichtet. Nur vier Tage zuvor waren sie an der Münchener Universität von einem Hausmeister dabei überrascht worden, wie sie Flugblätter verteilten. Es war das sechste Flugblatt der studentischen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“.  Offen wurde darin der Sturz des NS-Regimes gefordert und der Aufbau eines „neuen geistigen Europas“.

Als Kinder und Jugendliche waren die Geschwister selber in Hitlerjugend bzw. Bund deutscher Mädel aktiv und begeistert bei der Sache. Aber je älter sie wurden und je länger die Nationalsozialisten an der Macht waren, desto mehr erkannten sie, dass dieses Regime verbrecherisch war. Kriegserfahrungen von Hans Scholl  bestärkten ihn in dieser Erkenntnis. Bei Sophie war es in ihrem Philosophiestudium besonders die Beschäftigung mit Schriften des Kirchenvaters Augustin, die sie zur Gegnerin des Nationalsozialismus werden ließ. Und dazu bei beiden die Begegnungen mit jungen Christen, die angesichts von Unrecht und Gewalt nicht mehr untätig bleiben wollten. Gemeinsam gründeten die Studenten die „Weiße Rose“ und verteilten Flugblätter gegen den nationalsozialistischen Staat. Ihr Gewissen gebot es ihnen. Sie wussten, was sie mit ihren Aktivitäten riskierten.

Ich bewundere diesen Mut und diese Konsequenz im Denken und Handeln der Geschwister Scholl und all der anderen, die ähnlich dachten und handelten. Ich bin dankbar dafür, dass es solche Menschen in Deutschland gab – unter ihnen Konservative und Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschaftler – und auch  Christen. Und zugleich bin ich dankbar, dass mir solcher Mut nicht abverlangt wird; dass wir in einer Demokratie und in einem Rechtsstaat leben. Heute sind die die Geschwister Scholl am häufigsten Namensgeber für Schulen in Deutschland.

Das ist ein gutes Zeichen für unser Land. Aber damit allein ist es nicht getan. Mut und Konsequenz sind auch heute nötig, um gegen Un-recht und Gewalt aufzustehen. Wo Menschen wegen ihrer Religion oder ihrer Hautfarbe angepöbelt und angegriffen werden. Oder  rassistische Bemerkungen gemacht werden. Wo mehr oder weniger offen nationalsozialistisches Gedankengut verbreitet wird. Man mag zum Verbotsverfahren gegen die NPD stehen wie man will, eines aber ist klar: Wenn wir als Christen davon überzeugt sind, dass vor Gott alle Menschen gleich wertvoll sind, dann müssen wir gegen rassistische Gedanken und Naziparolen aufstehen. Damit es bei uns nie  wieder nötig wird, solchen Mut aufzubringen wie Sophie und Hans Scholl.

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