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Mindestlohn
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Mindestlohn

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

„So ist das eben“, sagt ein Arbeitgebervertreter im Fernsehen“, es gibt Menschen in Deutschland, die arbeiten zwar 40 Stunden in der Woche, aber was sie da leisten ist nur 3,50€ die Stunde wert. Wer denen einen Mindestlohn von 8,50€ bezahlt, zahlt drauf. Der Unternehmer schmälert seinen Gewinn, verzerrt den Wettbewerb und vernichtet Arbeitsplätze. Dass das so nicht stimmt, hat Groß-Britannien bewiesen. Schon seit 14 Jahren legt dort die „Low Pay Commission“ den Mindestlohn fest, der für alle gilt, gestaffelt nach Lebensalter. Ein britischer Gewerkschaftler sagt: "Als der Mindestlohn eingeführt wurde, hat das auf einen Schlag zwei Millionen Leute aus der Armut geholt.

Auch in Deutschland gilt jeder fünfte als arm. Mehr als 2,5 Millionen Menschen arbeiten für weniger als sechs Euro die Stunde. Was ein Lohn ist, mit dem die Menschen leben können, das kann auch anders bestimmt werden, als nur über die Leistung. Von einer anderen Gerechtigkeit erzählen die Gleichnisse Jesu. Sie stellen den Menschen eine Welt vor Augen, in der die Regeln Gottes schon gelten. Eins handelt vom Arbeitslohn:

Ein Winzer beauftragt den Verwalter seines Weinberges Arbeiter einzustellen. Gleich nach Sonnenaufgang legen die ersten los. Einen Denar verspricht ihnen der Verwalter dafür, das ist ok. Damit bringen sie ihre Familie für diesen Tag über die Runden. Im Laufe des Tages stellt der Verwalter noch ein paarmal Arbeiter ein. Die hatten auch schon am Morgen bereitgestanden, waren aber nicht genommen worden. Der Verwalter sagt, als Lohn sollen sie bekommen, was recht ist. Als die letzten im Weinberg ankommen, bleibt gerade noch Zeit für ein paar Handgriffe und schon ist Feierabend.

Jedem, was er verdient. Wenn - wie üblich - nur nach Leistung bezahlt wird, dann bekommt wer die volle Leistung erbracht hat, den vollen Lohn. Und die, deren Arbeit eben nicht mehr wert war, werden mit einem Bruchteil davon der Armut überlassen. Im Gleichnis, wo Gottes Gerechtigkeit gilt, bezahlt der Verwalter anders: er zahlt so viel die Arbeiter zum Leben brauchen - an alle.

Klar, dass die, die den ganzen Tag lang in der Sonne geschuftet haben, mehr erwarten und sauer sind, auch wenn sie genau das bekommen, was mit ihnen vereinbart war. Was ein Arbeiter braucht, um leben zu können, das ist Gottes Maß der Gerechtigkeit. Ich meine: Auch unsere Gesellschaft könnte sich das leisten.

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