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Neu anfangen: Zum 47. Todestag von Albert Schweitzer
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Neu anfangen: Zum 47. Todestag von Albert Schweitzer

Charlotte von Winterfeld
Ein Beitrag von Charlotte von Winterfeld, Evangelische Pfarrerin, Frankfurt

Mich verändern beruflich oder privat, das fällt mir nicht leicht. Denn mein Sicherheitsbedürfnis ist zu groß. Wenn ich so weitermache wie bisher, dann weiß ich wenigstens, woran ich bin. Eine Veränderung kann immer auch danebengehen. Ich habe mit Freunden darüber gesprochen, was man dazu braucht, um sich etwas Neues zu trauen. Mark zum Beispiel hat gerade 40 Kilo abgenommen und Frank ist nach Hamburg umgezogen und hat im selben Unternehmen eine andere Aufgabe übernommen. Bei Mark war es der eindringliche Appell seines Arztes: „Bei Ihrem Gewicht nimmt der Körper Schaden. Sie können etwas ändern, wenn Sie wollen.“ Er hat sich von den Worten des Arztes herausfordern lassen. Frank hat die neue Stadt gereizt und er wollte weg von seinem Chef. Aber er brauchte einen Anstoß. Zum richtigen Moment die richtige Stellenausschreibung.

Einer, der seinem Leben eine ganz neue Wende gegeben hat, war Albert Schweitzer. Berühmt geworden ist er als Urwalddoktor. Er hat sich anrühren lassen von einem Aufruf nach Freiwilligen, die in einer Missionsstation in Gabun in Afrika helfen sollten. Mit 30 Jahren entschließt er sich, Medizin zu studieren und als Arzt nach Afrika zu gehen. Seine Freunde verstehen ihn nicht und raten ab. Aber Albert Schweitzer will nicht nur predigen von der Nächstenliebe oder über Jesus forschen. Er will Jesus praktisch nachfolgen. Vorher war er Musiker und Forscher im Neuen Testament, ein Philosoph und Professor. Ein sicheres Auskommen und ein hohes Ansehen hatte er schon erreicht. Er hätte sich zurücklehnen können. Aber er war mit seinem Leben noch nicht fertig, sondern hat sich vor neue Aufgaben stellen lassen. In Lambarene hat er ein Krankenhaus gegründet und hat dort als Arzt gearbeitet, so oft und so lange er konnte. Mit 90 Jahren ist er dort gestorben. Das war heute vor 47 Jahren.

Ich bewundere Menschen wie Albert Schweitzer, die den Mut haben, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben, noch mal etwas Neues anfangen. Er schafft es, ganz neue Fähigkeiten in sich zu mobilisieren. Nicht nur zur persönlichen Selbstverwirklichung, sondern weil andere ihn brauchen.

Auch wenn ich meinem Leben keine solche dramatische Wende geben möchte: Eine Scheibe abschneiden von dieser Haltung will ich mir aber doch, von der Haltung Albert Schweitzers, aber auch von dem Mut, den meine Freunde Mark und Frank bewiesen haben, mit der Lebens- und Ortsveränderung . Ich fange kleiner an. Zum Beispiel nehme ich mir vor, meine Bekannte anzurufen, die ganz allein lebt. Gleich morgen. Ewig habe ich nichts von mir hören lassen. Über drei Ecken habe ich mitbekommen, dass es ihr nicht gut geht.

Gott hat vielleicht noch viel mehr und anderes vor mit mir, als ich mir vorstelle. Dafür will ich offen bleiben. Frei nach dem Motto Schweitzers: „Das Leben ist wie Fahrrad fahren. Man muss sich ständig vorwärts bewegen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.“

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