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„Oh du fröhliche“ – auch in diesem Jahr
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„Oh du fröhliche“ – auch in diesem Jahr

Pia Arnold-Rammé
Ein Beitrag von Pia Arnold-Rammé, Katholische Pastoralreferentin, Referentin für Sozialpastoral, Frankfurt
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Auch wenn ich nicht wirklich gut singen kann: Ich schmettere gerne und laut Advents- und Weihnachtslieder. Deshalb finde ich es auch besonders schade, dass wir in diesem Jahr im Gottesdienst nicht singen können. Also mache ich es zuhause. „Oh du fröhliche“ kommt mir allerdings in diesem Jahr nur schwer über die Lippen. Dann schon besser „Stille Nacht, heilige Nacht“. Denn still – das passt gut. Fröhlich? Na ja, mal schauen. 

Die Lieder entstanden beide in schwierigen Situationen: „Stille Nacht, heilige Nacht“ wurde vor über 200 Jahren für arme Dorfbewohner in Oberndorf verfasst. Der Ort war damals noch gezeichnet von den Napoleonischen Kriegen und dem wenig stabilen Frieden. Die Menschen lebten in Armut, die Schrecken des Krieges waren noch sehr lebendig.

Und Johannes Daniel Falk, der Dichter der ersten Strophe von „Oh du fröhliche“, hatte es auch nicht leicht: Vier seiner sieben Kinder starben durch eine Typhusseuche. Danach gründete er in Weimar das „Rettungshaus für verwahrloste Kinder“. Und für diese Kinder hat er 1815 „Oh du fröhliche“ geschrieben. Kaum vorstellbar, dass man nach solchen Erfahrungen ein fröhliches Lied schreiben kann. Doch genau das haben er und die Kinder vermutlich gebraucht.

Gerade, wenn ich in diesem Jahr nicht wie gewohnt mit der ganzen Familie das Fest feiern kann, wenn Corona das ganze gewohnte Leben lahmlegt, wenn ich Angst haben muss um Alte und Kranke - gerade dann brauche ich Trost und Beistand. Und genau das wollen mir diese Lieder vermitteln: Sie wollen mich nicht billig vertrösten, sondern sie wollen mir dabei helfen, in all den Sorgen und Nöten den Lebensmut nicht zu verlieren. Ich darf fröhlich sein und „O du fröhliche“ singen, auch wenn nicht alles perfekt ist. Gott ist bei euch! Fürchtet euch nicht! Das ist die Botschaft von Weihnachten für mich.

 

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