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Die ganze Welt ist eine Bühne
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Die ganze Welt ist eine Bühne

Michael Friedrich
Ein Beitrag von Michael Friedrich, Katholischer Diakon in der Pfarrei St. Peter und Paul, Hosenfeld
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Heute vor fünf Jahren verstarb einer der bekanntesten und wohl auch beliebtesten Schauspieler seiner Zeit: Götz George. Seine Interpretation der Rolle des Duisburger Kommissars Schimanski in der Tatortreihe begeisterte die Fernsehzuschauer. Auch ich war einer seiner Fans. Götz George spielte Schimanski als coolen und gerissenen Typen. Die Figur war als Frauenschwarm angelegt. Manchmal verlangte seine Rolle ein rabiates Vorgehen und stets ein hohes Maß an Eigensinn. Doch ich sah in ihm auch einen Mann, der gerne dem Alkohol zusprach und immer wieder zur Flasche griff. Mit Alkohol ertränkte er seine inneren Nöte. Für die Zuschauer war er ein Held, aber ich erahnte hinter diesem ersten Eindruck auch große seelische Schwierigkeiten.

Diese Situation ist vielen Menschen nicht unbekannt. Sie kennen dies aus dem Alltag und es ergeht ihnen ähnlich. Oft mimen sie den starken, selbstbewussten und selbstbestimmten Macher. Sie zeigen sich nach außen robust und unantastbar. Wenn sie aber allein sind, kommt die große Not und lautes Gejammer. Das Innere schreit nach Aufmerksamkeit, nach Annahme und nach Liebe. Oft sind sie auf der Suche nach dem Sinn im Leben. Doch in dieser Scheinwelt lässt er sich nur selten finden. Auch die Ausrichtung auf Geld, Besitz und ein auffallendes Äußeres macht nicht zufrieden. Die Sehnsucht nach wirklicher Annahme und Anerkennung nimmt zu. Das Streben danach wird zur Last.

Und häufig werden weitere Scheinwelten aufgebaut. Das Schauspielern muss perfektioniert werden und parallel wird die innere Leere größer. Das alles aufrecht zur erhalten kostet viel Kraft und Energie. Der Wunsch nach Authentizität wird immer größer. Ein Ausstieg aus der Spirale des Vorgaukelns ist nicht einfach.

Für mich als Christ ist es schön zu wissen, dass Gott mir in diese Situation hinein eine Zusage macht. Ich finde sie in der Bibel. Im Matthäusevangelium heißt es: "Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht." (Mt 11, 28-30) Ein Angebot Gottes, zu dessen Annahme alle eingeladen sind. Es zielt darauf, aus der Verlorenheit zu retten und eine neue Identität zu entwickeln. Mit Gottes Hilfe neu und anders zu leben. Annahme, Vergebung und Herzensfriede können Bestandteil eines solchen "neuen und wirklichen Lebens" sein. Schauspielerei und Selbstinszenierung sind dann nicht mehr nötig.

Gerne lasse ich mir ab und zu im Fernsehen den Spiegel vorhalten. Es ist eine große Kunst, wie die Schauspieler so agieren, dass wir uns in vielen Szenen selbst erkennen.

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