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Streit und Kompromisse

Streit und Kompromisse

Gunnar Bach
Ein Beitrag von Gunnar Bach, Katholischer Pastoralreferent, Pfarrei Sankt Peter Montabaur
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Ganz schön irritiert war ich diese Woche. Da gab es Meldungen aus dem Vatikan, die sich widersprochen haben. Erst hieß es: Josef Ratzinger, der emeritierte Papst Benedikt, hätte geschrieben: Das Pflichtzölibat soll bleiben, das heißt Priester sollen weiter in Ehelosigkeit leben. Und er sei damit Papst Franziskus in den Rücken gefallen, der über eine Reform des Zölibats nachdenkt. Von Spaltung und Gegenpapst war dann ganz schnell in einigen Kommentaren die Rede. Benedikt XVI. solle besser schweigen. Er habe sich doch bei seinem Rücktritt ganz zurückziehen wollen. Das habe er nicht eingehalten. Später hat Benedikt (XVI.) dann verlauten lassen: Er sei gar nicht der Herausgeber des umstrittenen Buches.

Der Hintergrund des Streits: Im Herbst vergangenen Jahres wurde bei der sogenannten Amazonas-Synode Papst Franziskus vorgeschlagen: In Ausnahmefällen sollen auch verheiratete Männer zur Weihe zugelassen werden. Gemeinden in weit entlegenen Gebieten können dann regelmäßig eine Messe mit einem Priester feiern. Papst Franziskus will darüber in den nächsten Wochen entscheiden und ein offizielles Schlussdokument herausgeben.

Irritationen, Streit und Unstimmigkeiten – die irritieren mich einerseits, gerade in der Kirche. Andererseits sind sie auch menschlich. Auch die Kirche bleibt vom Streit nicht verschont, und das von Anfang an.

Die Apostel Petrus und Paulus zum Beispiel hatten Streit über die Frage: Muss ich beschnitten sein, wie die Juden, wenn ich Christ oder Christin werden will? Das Ergebnis war damals ein Kompromiss: Die Beschneidung war nicht mehr für alle notwendig, an ein paar jüdische Speisegesetze aber sollten sich aber alle halten. Der Streit war hart, aber mit Fairness, Gottvertrauen und Toleranz hatte man eine gute Lösung gefunden.

Streiten ist nicht immer schlecht, sondern gehört dazu, ist Alltag in der Kirche, und auch bei mir zuhause, in der Familie. Gut ist es, wenn ich nicht über den anderen, sondern geduldig mit dem anderen rede. Es muss nicht immer ein Patentrezept und eine einheitliche Lösung geben. Aber ich glaube fest dran und will darauf vertrauen: In den meisten Streitigkeiten ist mit Gottes Hilfe ein guter Kompromiss möglich.

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