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Hör zu!
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Hör zu!

Monika Dittmann
Ein Beitrag von Monika Dittmann, Katholische Seelsorgerin im Altenheim, Flörsheim am Main
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In den letzten Wochen sehe ich immer wieder an großen Werbeflächen Werbung für eine Illustrierte, für die „Hör zu“. Das erinnert mich an meine Kindheit, meine frühe Jugend.

Damals hatten wir noch keinen Fernseher, Buntfernsehen gab es noch gar nicht, das entwickelte sich gerade… damals hatten wir diese Rundfunkzeitschrift, die „Hör zu“ jede Woche zu Hause für das Radioprogramm. Wir haben damals wirklich zugehört: Das Radio war ein wichtiger Teil unseres Alltags. Ich erinnere mich an die Samstage mit der spannenden Fußballreportage. Ich erinnere mich an Hörspiele abends und an Wettspiele zwischen Städten. Wir haben mitgefiebert und uns gefreut über die kreativen Ideen in diesem Wettstreit.

Zuhören tut gut

Zuhören, in diesen Tagen des Coronavirus geht das eher am Telefon als in einem trauten Gespräch. Und wenn im Gespräch, dann nur auf Abstand. Oft sieht man die Mimik nicht. Aber – Zuhören, das tut gut.

Ich bin fasziniert, dass das jüdische Glaubensbekenntnis mit diesen beiden Worten beginnt: „Höre Israel!“. Da ist nicht zuerst das Bekenntnis „Ich glaube!“ Da ist nicht zuerst eine Aufforderung, zu tun, zu wirken, zu bezeugen –  es heißt einfach: „Höre!“

Wahrnehmen, was die Stille mir eröffnet

Glaube kommt von Hören. In diesen Tagen genieße ich die Stille, die oft um mich herum ist. Es dauert lange, bis ich innerlich auch so still bin – und dann hören kann. Erst mal vielleicht auf all das, was sich in mir angestaut hat, was in mir tobt…. Aber irgendwann dann auch auf das, was die Stille mir eröffnet.

Erst dann kann ich tiefer eindringen in das, was mein Leben wirklich ausmacht, was wirklich wichtig ist, was mich ganz tief im Innersten bewegt und betrifft. Und erst dann kann auch Gott zu mir sprechen, mich erinnern an seine Treue; mich ermutigen, zu vertrauen und mich zu erinnern, wieviel Gutes er mir getan hat.

Ein offenes Ohr für mich und andere

Höre! Das ist der erste Schritt zum Leben, nicht nur zum Leben mit Gott. Hören, nicht gleich aufschreien, nicht gleich demonstrieren, nicht gleich protestieren, nicht gleich motzen – erst mal hören. Das ist ein Weg, der mir gut tut. Ein Weg, der mich in Kontakt bringt mit dem Leben, mit dem Leben anderer, und vor allem auch mit Gottes Leben in mir.

Ich stimme gerne ein in die Worte des Psalms 103: „Lobe den Herr, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“. … das vergesse ich auch schnell, wenn ich nicht mehr hinhöre, hineinhöre in mein Leben.  

Gerade diese Corona-Zeit erinnert mich: Ich will hinhören, ein offenes Ohr haben, für mich. Für andere Menschen.

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