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Geburtstag der Pille
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Geburtstag der Pille

Daniel Lenski
Ein Beitrag von Daniel Lenski, Evangelischer Pfarrer, Königstein-Falkenstein
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Heute vor 60 Jahren wurde die erste Anti-Baby-Pille zugelassen. Sie trug den Namen Enovid und kam in den USA auf den Markt. Verkauft wurde sie zunächst gegen Menstruationsbeschwerden. Ab dem 18. August 1960 konnte sie auch zur Geburtenkontrolle verschrieben werden. Ein Jahr später kam sie nach Deutschland.

Die "Pille" - ein wichtiger Schritt für die Selbstbestimmung der Frau

Die „Pille“ hat das Leben vieler Menschen verändert. Frauen konnten unabhängig von ihren Männern entscheiden, ob sie ein Kind bekommen wollten. Das war ein wichtiger Schritt für die Selbstbestimmung über ihren eigenen Körper. Wenn Paare ohne Kondom miteinander schliefen, war mit der Pille die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, sehr gering. Heute gehört die Pille zu den meistverschriebenen Medikamenten weltweit.

Die Sexualität ist ein Geschenk Gottes

Für mich als evangelischer Theologe ist Sexualität ein Geschenk Gottes. Es ist unsere Aufgabe, mit diesem Geschenk verantwortungsvoll umzugehen. Dazu gehört, die Würde jeder Frau und jedes Mannes zu achten und die eigenen Bedürfnisse nicht über die meines Partners zu stellen.

Das bezieht sich auch auf den Wunsch nach einem Kind. Ja, es ist wunderbar, wenn sich zwei Menschen dazu entscheiden, eine Familie zu gründen: Wenn sie neuem Leben eine Chance geben und ein neuer Mensch entsteht, der immer auch etwas von seinen Eltern in sich trägt.

Es gibt gute Gründe erst einmal kein Kind zu zeugen

Für das Wohlergehen der Partner kann es allerdings gute Gründe geben, erst einmal kein Kind zeugen zu wollen. Jeder Mensch und jedes Paar hat das Recht, erst einmal sich und seinen Ort im Leben zu finden – auch ohne Kind. Und dass bestehende Familien nicht unüberlegt wachsen wollen, ist für mich Ausdruck von Verantwortung. Viele Paare überlegen sich sehr gut, ob sie die Zeit und die Mittel haben, um weitere Kinder mit der notwendigen Zuwendung aufzuziehen. 

Die Pille und die katholische Kirche

Ich weiß, die katholische Kirche tut sich schwer mit der Pille. Papst Paul VI. verbot sogar jede Form der künstlichen Verhütung. Damit wollte er Frauen eigentlich schützen: Sie sollten nicht zu sexuellen Objekten werden, die Männer ohne Rücksicht auf die Folgen zur Verfügung stünden. Doch damals wie heute ist dieses Verbot für viele Frauen Ausdruck einer längst überkommenen Sexualmoral.

Die "Wunschkindpille" der DDR

Im Gegensatz dazu wurde die Anti-Baby-Pille in der DDR übrigens manchmal auch als „Wunschkindpille“ bezeichnet. Damit war die politische Zielsetzung verbunden, dass Frauen Beruf und Familie unter einen Hut kriegen sollten. Mit dem Namen „Wunschkindpille“ wollte man sich auch vom Westen abgrenzen. Durchsetzen konnte sich der Begriff im Osten nicht. Aber er weist darauf hin, dass die Pille dazu beitragen kann, durch bewusste Familienplanung das Leben zu fördern. Denn auch Familienplanung kann Ausdruck davon sein, dass wir mit Gottes Geschenk der Sexualität verantwortungsvoll umgehen. Deshalb finde ich: Der Geburtstag der Pille ist ein Grund zum Feiern.

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