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Den Pumuckl mögen lernen – 100. Geburtstag von Ellis Kaut
Bild von Alexas Fotos auf pixabay

Den Pumuckl mögen lernen – 100. Geburtstag von Ellis Kaut

Prof. Dr. Markus Tomberg
Ein Beitrag von Prof. Dr. Markus Tomberg, Professor für katholische Religionspädagogik, Fulda und Marburg
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Der Pumuckl ist ihre wohl bekannteste Schöpfung: Die Schriftstellerin Ellis Kaut, heute vor 100 Jahren geboren, erfand zwar auch den Schlupp vom grünen Stern oder Uli, den Fehlerteufel.

Den Pumuckl mit den roten Haaren aber und seinen väterlichen Freund, den Meister Eder, vielleicht sogar in der Fernsehinszenierung mit Gustl Bayrhammer – den kennen und lieben bis heute nicht nur viele Kinder. Den kleinen Kobold kann nur der Meister Eder sehen, seitdem der Pumuckl an einem Leimtopf kleben geblieben ist. Betritt ein Kunde die Schreinerwerkstatt, wird der Pumuckl sofort wieder unsichtbar.

Und dann treibt er allerhand Schabernack. Da fallen Dinge hinunter, da zupft und zwackt es. Dann gibt es für Meister Eder viel zu erklären. Für den allerdings wird der Pumuckl zu einem Freund und Vertrauten. Und für seine Fans sowieso.

Eine harmlose Kindergeschichte. Etwas fürs Herz an kalten Herbsttagen. Und doch ein wenig mehr als nur das. So ein Kobold zu Hause, den keiner sehen kann, den nur wir selbst kennen: Der muss keine roten Haare haben. Doch vermutlich muss kaum jemand lange suchen, um einen ganz eigenen Kobold zu finden, der irgendwie kleben geblieben ist: Eine missglückte Begegnung. Eine gescheiterte Beziehung. Ein Versagen oder, das auch, eine ungesühnte Schuld. Die bleiben haften und lassen sich nicht entfernen, die belasten einen selbst, aber nicht selten auch andere, die wortwörtlich in „Mitleidenschaft“ gezogen werden. Einen wie den Pumuckl hat wohl jeder Mensch bei sich.

Den zu mögen ist nicht leicht. Sich – und anderen – Verletzlichkeiten, Verletzungen, gar Versagen einzugestehen: oft undenkbar. Um Vergebung bitten: eine Herausforderung. Mit Wunden leben zu lernen, sich mit sich selbst versöhnen: eine Lebensaufgabe.

Vom Meister Eder und seinem rothaarigen Freund lässt sich da einiges lernen. Ellis Kaut würde vielleicht sagen: Den Pumuckl, den wird man nicht los. Den muss man umarmen.

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