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Not in my backyard!
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Not in my backyard!

Ein Beitrag von Helwig Wegner-Nord, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt

Man kommt ja kaum noch hinterher. Immer wieder laufen mir neue Bezeichnungen über den Weg, oft Abkürzungen, die ich noch nie gehört oder gelesen habe. Viele davon entstehen in der Chatkommunikation und kommen aus dem Englischen.

Neulich also wieder eine solche Abkürzung. Zumindest für mich war sie neu: Nimby. Nimby? Nimby steht für „not in my back yard”. Auf Deutsch heißt das: Nicht in meinem Hinterhof. Früher hat man so etwas „Sankt-Florians-Prinzip“ genannt.

Dem Heiligen Florian wurde nachgesagt, er könnte Haus und Hof vor Feuer schützen. Und irgendein Witzbold hat dann den Spruch erfunden: „Ach Heiliger Sankt Florian / Verschon’ mein Haus / Zünd’ and’re an!“ Dieses St.-Florians-Prinzip hofft drauf, selbst verschont zu werden – wenn es denn schon brennen muss. Wenn Probleme auftauchen, sollen sie gelöst werden – aber bitte nicht vor meiner Haustür. Oder eben: nicht in meinem Hinterhof, not in my backyard.

Gut, wenn mehr Verkehr von den Straßen auf die Schiene verlagert wird – aber die Verbreiterung der Bahnstrecke darf nicht zulasten unseres Naherholungsgebietes gehen. Nimby! Gut, wenn endlich was gegen den Fluglärm unternommen wird, aber die günstigen Tickets, mit denen ich zwei Mal im Jahr auf die Balearen fliege, die darf mir keiner nehmen.

So eine Haltung begegnet uns immer wieder mal. Und natürlich ist klar, wie schäbig es ist, so zu denken. Nimby ist ebenso egoistisch wie das Sankt-Florians-Denken.

Das Gegenteil zu Nimby ist das biblische Gebot der Nächstenliebe: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ Oder ich kann auch sagen: wie schön und bequem du es selbst haben willst, so sollen es auch andere haben können.

Nimm dich einfach selbst als Maßstab: wie würdest du es denn finden, wenn dir jemand so begegnen würde, wie du es jetzt tust? Was du von anderen erwartest und forderst, was du ihnen gibst oder nimmst – würde dir das gefallen?

So altmodisch und unzeitgemäß das Stichwort ‚Nächstenliebe‘ in manchen Ohren klingen mag, es ist gegenüber der verbreiteten Nimby-Haltung hoch aktuell. Im persönlichen Verhalten wie im politischen Leben schafft das schnell Klarheit: Liebe und schätze die anderen so, wie du dich selbst liebst und schätzt.

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