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Kirche und Besitz
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Kirche und Besitz

Clemens Weißenberger
Ein Beitrag von Clemens Weißenberger, Katholischer Pastoralreferent, Frankfurt
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Ich bin gerne und oft in Rom. Dann gehe ich auch in den Petersdom und die Vatikanischen Museen. Bei dem ganzen Reichtum der Kirche nicht nur dort stelle ich mir oft die Frage: Braucht die Kirche diesen Reichtum? Sollte sie darauf verzichten? Was sollte sie mit ihrem Geld anstellen? Über Geld und Besitz wird ja seit den Tagen der ersten Christen diskutiert. Und dann ist da ja noch der Vatikanstaat, der kleinste Staat der Welt. Aber eigentlich war der nie geplant.

Als der Kirchenstaat schrumpfte

Dass es diesen Vatikanstaat so gibt, hat mit einem Menschen zu tun, der heute vor 174 Jahren als der letzte Papst-König des Kirchenstaates gewählt wurde, am 16. Juni 1846: Pius der IX. Als er sein Amt antrat, gab es noch den Kirchenstaat, der erstreckte sich damals über das ganze Mittelitalien von Rom bis Padua im Norden. Pius der IX. ist übrigens der Papst mit der längsten Regierungszeit der Kirchengeschichte, über 31 Jahre. Und er hatte eine bewegte Regierungszeit. Erst einmal waren da die Unruhen und Aufstände von 1848. Kurzzeitig musste der Papst sogar aus Rom fliehen, als damals die Italienische Republik wurde ausgerufen. Aber bald darauf wurden die Italiener von französischen und spanischen Truppen besiegt. Pius der IX. kehrte im Frühjahr 1850 nach Rom zurück. 1870 wurden dann die französischen Schutztruppen nach Frankreich zurückgerufen, es war die Zeit des Deutsch-Französischen Krieges. Das Königreich Italien wurde ausgerufen, und vom Kirchenstaat blieb nur noch das kleine Gebiet, das wir heute als Vatikanstaat kennen. Den konnte Pius aber nicht mehr verlassen und kam sich vor wie ein Gefangener im Vatikan.

Eine arme Kirche als Kirche der Armen

Ich glaube ja, dass die Kirche den Kirchenstaat wie bei Pius dem IX. nicht braucht. Weder muss sie Millionen Untertanen haben noch ein Staatsgebiet. Aber sie braucht Besitz und Geld, um viele gute Arbeit zu tun. Sie kümmert sich um Obdachlose, organisiert Kleiderkammern, hat Kindergärten, Krankenhäuser, Altenheime und viele andere soziale Einrichtungen. Das geht nur mit einem gewissen Besitz. Aber für sich selbst muss die Kirche möglichst arm leben. Papst Franziskus lebt das vor. Statt im päpstlichen Palast lebt er im Gästehaus des Vatikans. Und er betont immer wieder, dass das ein Zeichen ist, wie er sich Kirche erwartet: Papst Franziskus sagt heute: Kirche soll vor allem für die da sein, die aus Staaten fliehen müssen und keinen Besitz haben. Und er sagt: „Ach, wie sehr möchte ich eine arme Kirche und eine Kirche der Armen!“ Starke und gute Worte, finde ich.

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