Jesus-Casting
Moderator/in: In Wittenberg läuft zurzeit die Weltausstellung Reformation. Da haben sich auch große Künstler mit der Reformation beschäftigt. Fabian Vogt von der evangelischen Kirche: Gibt es da ein Kunstwerk, das man gesehen haben sollte?
Also mich hat eine Video-Installation total begeistert. Der Künstler Christian Jankowski zeigt … ein Jesus-Casting. Ja, und zwar so richtig im Stil von „Deutschland sucht den Superstar“ oder „Germany‘s next Topmodel“. 13 Schauspieler bewerben sich als Jesus-Darsteller und drei Vertreter des Vatikans geben die Jury. Das ist sehr witzig und zugleich unglaublich anregend.
Was müssen denn die Jesus-Kandidaten so machen?
Na, alles, was man so von einem Jesus erwartet: Wunder tun, Kranke heilen, am Kreuz hängen, sterben und auferstehen. Und dann unterhalten sich die Juroren über die Präsentationen. Im Sinne von: „Also, Kandidat drei hat mich beim Sterben total überzeugt, aber das Leiden, das Leiden war noch zu schwach … Da braucht es mehr Feeling.“
Ziemlich hart, oder?
Ja, aber je länger man den Kandidaten zuschaut, desto öfter fragt man sich: Wie war denn Jesus wirklich? Das heißt: Der Künstler Christian Jankowski fordert die Kirche auf eine abgedrehte Art auf, ihr Jesusbild klarer zu formulieren – und du wirst angeregt, dich neu mit dem Mann zu beschäftigen, dessen Leben die Welt verändert hat. Das Schöne bei diesem Jesus-Casting ist: Man kann immer wieder lauthals lachen. Ich finde, das ist große Kunst.