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Bete, arbeite und achte auf dich selbst!
Bild: kurt_k_pixabay

Bete, arbeite und achte auf dich selbst!

Rolf Müller
Ein Beitrag von Rolf Müller, Pastoralreferent Pfarrei Mariä Himmelfahrt, Frankfurt
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Vor ein paar Tagen stand ich wieder mal vor dem großen Eingangsportal meiner Pfarrkirche im Frankfurter Westen. Es war mitten in der Ferienzeit. Vielleicht ist mir deswegen der Spruch, der groß über dem Portal in den Stein eingemeißelt ist, besonders aufgefallen. Dort steht in großen Buchstaben „Bete und arbeite!“ Auf mich wirkt der Spruch wie eine Mahnung an die Christen. So etwa wie „sei brav und verschwende deine Zeit nicht!“ Da frage ich mich schon: Soll das alles sein, was im Leben zählt? Immer nur Arbeiten und Beten?

Passt eine Regel für Mönche aus dem letzten Jahrhundert noch für mich?

Wenn ich an die Zeit zurückdenke, in der die Kirche gebaut worden ist, ist mir der Spruch schon verständlicher. Vor 125 Jahren wanderten viele junge Leute vom Land hier in diese Stadt, um Arbeit zu finden. Sie waren weit weg vom ihrem früheren geordneten Leben in der Stadt. Da wollten die Erbauer der Kirche die Leute schon ermahnen: Bleibt fromm in dieser großen Stadt! Da kam der Spruch „Bete und arbeite“ genau recht. Er kommt von einer uralten Lebensregel für fromme Mönche, die der Heilige Benedikt vor fast eintausendfünfhundert Jahren aufgeschrieben hat. Aber: Eine Regel für Mönche, im letzten Jahrhundert über die Kirchentüre geschrieben – passt das noch für mich?

Es braucht auch Zeiten der Pause und Ruhe

Klar ist für mich: Arbeiten und Beten sind mir sehr wichtig. Meine Arbeit macht mir viel Freude, und das Beten gehört für mich immer dazu. Aber eines fehlt mir da noch: Es ist das Achtgeben auf mich selbst. Ich kann nicht immer nur arbeiten; ich brauche Zeiten der Pause und der Ruhe – jeden Tag und manchmal auch für eine längere Zeit. Statt der Arbeit beschäftige ich mich dann mit Sachen, die mir Spaß machen und für die mir sonst die Zeit fehlt. Das Beten fällt in dieser Zeit für mich nicht aus; ich nehme mir aber dann sogar noch mehr Zeit für echte Stille und Nachdenken.

Die Regel einfach nur für mich ergänzen

Vielleicht müsste ich den Spruch über der Kirchentür einfach nur für mich ergänzen. So wie: Bete, arbeite und achte auf dich selbst. Dann passt er. Genau in diesem Sinn wünsche ich allen, die im Moment hier in Hessen Urlaub haben: Schöne Ferien!

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