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Schaut nicht hinauf
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Schaut nicht hinauf

Marcus C. Leitschuh
Ein Beitrag von Marcus C. Leitschuh, Katholischer Religionslehrer und Autor, Kassel

Himmelfahrt ist ein Fest, dass nicht so leicht zu verstehen ist wie Ostern. An Ostern feiern Christen, dass Jesus nicht tot bleibt. Er lebt. 39 Tage lang sieht es ganz so aus, als würde er auferstanden von den Toten auf der Erde bleiben. Doch dann berichten seine Freunde, dass er in den Himmel auffährt und dort bleibt. Das, was auf der Erde zu regeln war, hat er scheinbar erledigt. Oder wie soll man sich das sonst erklären? -  Eine Verstehenshilfe bietet ein Musical, das gerade mit einer ganz ähnlichen Geschichte zu sehen ist: „Ghost – Nachricht von Sam“. Sam wird erschossen. Doch er bleibt – im Gegensatz zu Jesus – unsichtbar auf der Welt. Denn Sam will seiner Frau bei der Suche nach dem Mörder helfen. Erst dann kann er endgültig diese Welt verlassen, denn er weiß, dass jetzt auch seine Frau weiter leben kann. Sam und Himmelfahrt werden ähnlich beschrieben: als Entschwinden in einem großen Nebelberg. So kann man nicht sehen, nicht verstehen, was genau passiert. Nach christlicher Vorstellung verschwindet Christus nicht einfach. Er lässt die Menschen nicht im Stich. Vielmehr feiern Christen mit der Himmelfahrt das Weiterleben nach dem Tod bei Gott. Gleichzeitig sind die Menschen hier auf der Welt mit Gottes himmlischen Segen aufgefordert, die Welt zu gestalten. Ein kirchliches Himmelfahrtslied heißt „Schaut nicht hinauf“. Christinnen und Christen die an den auferstandenen und in den Himmel aufgefahrenen Jesus glauben, schauen immer auch auf den Boden der Tatsachen: Die Botschaften Jesu fortsetzen heißt, weder nur kluge Konzepte zu schreiben, noch den ganzen lieben Tag lang zu beten, wenn daraus nicht eigenes Tun entsteht. Wenn ich das Bild der Himmelfahrt in seiner Einfachheit wörtlich nehme, dann sitzt Jesus vielleicht da oben auf seiner Wolke und kann es ganz ungeduldig gar nicht fassen, warum Menschen ihre Talente nicht nutzen. Ostern und Himmelfahrt erinnert als Vorgeschmack daran, dass mit Jesus die Auferstehung und Himmelfahrt für alle Menschen möglich wird. Bis es soweit ist, gilt es die Erde ein kleines Stückchen besser zu hinterlassen, als wir sie jeden Tag vorfinden.

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