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Und sie verbrannten nicht!
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Und sie verbrannten nicht!

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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Auf meiner Radtour im August entlang der Havel kam ich auch in die Stadt Brandenburg. Über eine Brücke gelangt man zur sogenannten Dominsel, wo die Kirche St. Peter und Paul steht, der evangelische Brandenburger Dom. Ich hatte das Glück, dass diese schöne Kirche mit ihrem Kreuzgang nicht nur zur Besichtigung offen war, sondern, dass dort gerade auch eine Ausstellung lief. „Umdenken“ heißt sie, und es geht um Gedenkkultur in verschiedenen Zeiten: wie werden Menschen erinnert, und wie verändert sich das Gedenken mit der Zeit. Am meisten fasziniert hat mich die Krypta, also die Unterkirche unter dem Altarraum. Auch, weil da der Menschen gedacht wird, die zur Zeit des Nationalsozialismus in der evangelischen Bekennenden Kirche Widerstand geleistet hatten und das teilweise mit ihrem Leben bezahlt haben, die also zu Märtyrern wurden.

Wir vergessen Euch nicht

Vor einem sehr alten Kreuz, mit Jesus daran, lag ein hölzernes Buch mit hölzernen Seiten, die man umblättern konnte. Auf jeder Seite war der Name so eines christlichen Märtyrers zu lesen, sein Beruf, die Lebensdaten. Ich hatte das Gefühl, Jesus schaut vom Kreuz herauf auf diese Namen. Am Altar hing ein gesticktes Bild, dessen Entwurf, wie ich las, von einer Berliner Künstlerin, Ilse Fischer, stammt. Angefertigt hat diese Arbeit dann eine andere Frau, Elly Franke, in weit über 200 Stunden konzentrierter Handarbeit.

Gott wird uns aus dem Feuer retten

Dieses Bild zeigte die Jünglinge im Feuerofen, ein Motiv aus dem Alten Testament der Bibel – und war für mich der Anlass, mir diese Geschichte nochmal durchzulesen: Sie steht im Buch Daniel und erzählt eine Exil-Geschichte aus dem 6. Jahrhundert vor Christus. Viele Juden sind nach Babylon verschleppt worden, das von König Nebukadnezar regiert wird. Der befiehlt, dass alle ein bestimmtes Götterstandbild anbeten sollen. Wer sich weigert, müsste das mit dem Tod bezahlen, der müsste in einem Ofen elendig verbrennen. Drei junge Männer verweigern die Verehrung, sie wollen ihrem Glauben an Gott nicht abschwören und sagen: „Gott wird uns aus dem Feuer retten – und selbst wenn er das nicht tut, werden wir das Standbild nicht anbeten.“(Daniel 3,18)

Was für ein Mut und Gottvertrauen!

Tatsächlich werden die drei für ihren Ungehorsam in einen Feuerofen geworfen. Während durch die extreme Hitze des Ofens sogar Außenstehende verbrannt und getötet werden, überleben die drei Männer in Gesellschaft eines Engels das Feuer im Ofen, und man hört sie singen, beten und Gott preisen. Völlig unversehrt steigen sie aus dem Ofen, noch nicht mal ihre Kleidung hat Brandspuren.

Die Menschen, an die in der Krypta des Brandenburger Doms erinnert wird, sind gestorben, sie sind ermordet worden. Sie wurden nicht wunderbarer Weise vom Tod bewahrt. Trotzdem ist die Geschichte der drei jungen Männer im Feuerofen passend: auch die konnten sich nicht sicher sein, gerettet zu werden – und hielten trotzdem an ihrer Überzeugung fest.

Ich hoffe für die Märtyrer der NS-Zeit auf ein Leben auf der anderen Seite, bei Gott, und bewundere sie noch heute für ihren Mut.

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