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Unterschiede aushalten
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Unterschiede aushalten

Steffen Jahn
Ein Beitrag von Steffen Jahn, Katholischer Referent für Weltkirche, Bischöfliches Generalvikariat Fulda
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Moderator/in: Die aktuelle Politik und die Maßnahmen und Vorschriften zur Pandemie bieten gerade ausreichend Gelegenheit zur Auseinandersetzung. Unterschiedliche Ansichten sind in der Demokratie wichtig, aber nicht immer werden die Meinungsverschiedenheiten fair ausgetragen. Steffen Jahn von der Katholischen Kirche, du bist auch gerade etwas genervt von den ständigen Anfeindungen, vor allem in den sozialen Netzwerken.

Ja, absolut. Genervt und auch ein bisschen in Sorge. Unglaublich, was sich da in den Netzwerken manchmal an Hass entlädt. Und in einigen Fällen geht das dann sogar bis zur Androhung von Gewalt – wie wir von einigen Beispielen wissen. Ich habe auch das Gefühl, das hat in der letzten Zeit auch noch mal ordentlich zugenommen. Die Nutzer sind dünnhäutiger geworden und das Diskussionsklima ist gereizt. Und oft reicht nur ein kleiner Kommentar, der die Stimmung dann zum Kippen bringt.

Was beobachtest du da in den Netzwerken?

In vielen politischen Diskussionen, zum Beispiel über angemessene Corona-Maßnahmen oder beim Klimaschutz, habe ich das Gefühl, es gibt nur noch wenig Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit Andersdenkenden. Wer nicht meiner Meinung ist, muss entweder überzeugt werden oder wird diffamiert und beschimpft! Moderate und vermittelnde Stimmen werden ausgeblendet. Es entsteht der Eindruck, es wird nur eine Meinung akzeptiert – nämlich die eigene! Dabei ist gerade die Unterschiedlichkeit – auch bei den Meinungen – so wichtig für unsere demokratische Gesellschaft.

Und dafür gibts sogar gute Beispiele in der Bibel sagst du.

Paulus beschreibt zum Beispiel im Brief an die Korinther den Wert, den die Verschiedenartigkeit der Menschen für die Gemeinschaft darstellt. Er benutzt dafür ein sehr eindrückliches Bild. Wie ein Körper, der aus vielen Körperteilen besteht, so sei es auch in der christlichen Gemeinschaft. Der Körper braucht alle seine Teile zum Funktionieren. Und so braucht die Gemeinschaft auch alle Mitglieder. Nicht nur die, die so denken wie ich, sondern eben ALLE. Ich glaube, das passt auch noch gut in die heutige Zeit.

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