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Großer Segen, kleine Leute

Großer Segen, kleine Leute

Beate Hirt
Ein Beitrag von Beate Hirt, Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr, Frankfurt
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In diesen Tagen werden sie wieder großen Segen bringen, die kleinen Leute. Die Sternsinger sind unterwegs. Als heilige drei Könige gekleidet, ziehen Kinder und Jugendliche von Haus zu Haus. Sie bitten um Spenden für andere Kinder, die in Not sind.

Und: Sie spenden auch etwas: Segen nämlich. C+M+B. Das schreiben sie an die Türen der Häuser, zusammen mit der Jahreszahl, 2020. C+M+B, das bedeutet: Christus mansionem benedicat und heißt auf Deutsch: Christus segne dieses Haus!

Ich finde es faszinierend, dass es gerade Kinder und Jugendliche sind, die diesen großen Segen für das neue Jahr bringen. Die den Erwachsenen zusagen: Ihr und euer Haus sollt gesegnet sein, unter Gottes Schutz stehen. Und sie bringen Segen für noch viel mehr Menschen: für all die Kinder, für die sie Geld sammeln. Ein Segen ist es, dass jemand an sie denkt und sich für sie einsetzt. Diesmal sind es besonders Kinder im Libanon, in den Flüchtlingslagern aus Syrien. Sie bekommen Essen und ein Dach über den Kopf, es gibt Projekte für ihre Kriegstraumata und Schulunterricht. Ihre Altersgenossen in Deutschland machen das möglich. Die Sternsinger sind die größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder weltweit.

Und die Sternsinger sagen mir dadurch auch: Segen bringen und Segen sein ist viel leichter als du denkst. Es ist nicht nur etwas für große Leute. Oder für mächtige Leute. So rede ich mich ja manchmal heraus, wenn ich etwas Gutes tun will, wenn ich Segen sein will, wenn ich die Welt besser machen will. Nein, dazu bin ich zu klein, zu unbedeutend, ich allein kann sowieso nichts ändern. Die Sternsinger machen mir klar: Das stimmt nicht. Es kommt auf jeden Einzelnen an, und keiner ist zu klein, um die Welt besser zu machen. Wenn viele es tun, viele von denen, die ein durchschnittliches Gehalt haben, keine besondere Macht und auch nur einen recht durchschnittlichen Mut: Dann tut sich etwas in dieser Welt. Dann kommt der Segen in die Welt.

Es kommt darauf an, dass ich mir zutraue, selbst Segen bringen zu können. Und mir dann ein Herz fasse und etwas tue: Vielleicht kann auch ich in diesen Tagen jemanden besuchen, dem es gut tun würde, dass ich ihm Segen wünsche für sein Haus und sein neues Jahr. Und ich kann etwas spenden, mehr vielleicht, als ich beim ersten Impuls so geben würde. Wenn viele kleine Leute Segen bringen, dann wird etwas wirklich Großes daraus. Das sagen mir die kleinen Könige, die jetzt als Sternsinger unterwegs sind. Sie werden selbst zum Segen. Und sie machen mir Mut, Segen zu sein.

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