Ihr Suchbegriff
Der 3. Oktober - ein guter Tag
Bildquelle Pixabay

Der 3. Oktober - ein guter Tag

Andrea Seeger
Ein Beitrag von Andrea Seeger, Evangelische Theologin

Der Tag der Deutschen Einheit ist ein guter Tag. Weil Einheit bedeutet: zusammen. Lauter Einzelne hätten die deutsche Einheit niemals in die Tat umsetzen können. Viele mutige Bürger haben gemeinsame Sache gemacht im Herbst 1989. Sie gingen auf die Straßen und brachten in einer friedlichen Revolution die Berliner Mauer zum Einsturz und das Land zusammen.

Es ist die Gemeinschaft, die das Land stark macht, die mit anpackt, wenn es hart auf hart kommt. Es ist der Zusammenhalt, der Mauern einreißt. Ein hoher Parteifunktionär des DDR-Regimes soll im Rückblick auf den Herbst 1989 gesagt haben: „Wir hatten alles geplant, wir waren auf alles vorbereitet, nur nicht auf Kerzen und Gebete.“.

Kerzen und Gebete versetzen nicht nur Berge, sondern können auch Mauern niederreißen. Was angesichts von massiver Staatsgewalt durchaus lächerlich klingen mag, hat sich bei der friedlichen Revolution bewahrheitet. Kirche darf nicht zum gewaltsamen Widerstand aufrufen. Aber sie kann Menschen Mut machen, gewaltfrei Verhältnisse einzutreten, dass sie untragbare Verhältnisse zum Besseren verändern. Und Kirche kann selbst Stimme derer sein, die ihre Stimme verloren haben.

Nach fast drei Jahrzehnten als Gemeinschaft haben sich die Deutschen an Einheit und Freiheit gewöhnt. Doch eine Garantie auf sie gibt es nicht. Es gilt, sie immer wieder und immer neu zu verteidigen – gegen Nationalismus, gegen Abgrenzung, gegen Hetze, gegen Furcht vor Anderem und Anderen. Dazu muss sich jede und jeder selber befragen: Welche Wörter benutzt du, welche innere Haltung hast du, wem hörst du zu, wo schreitest du ein? Das funktioniert nicht statisch, sondern prozesshaft. Einsichten verändern Ansichten! Auch hier hilft Gemeinschaft – um diesen Entwicklungsprozess gut zu gestalten. Für einen selbst und für die Gemeinschaft.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren