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Wohl bald heilig: der unkonventionelle Charles de Foucauld
Bildquelle: sortirios_karaoulanis_pixabay

Wohl bald heilig: der unkonventionelle Charles de Foucauld

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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Alle, die einen Adventskalender mit 24 Türchen haben, dürfen heute am 1. Dezember das erste Türchen öffnen. Der 1. Dezember ist aber auch der Tag, an dem in der katholischen Kirche an einen sehr speziellen Menschen gedacht wird: Charles de Foucauld. Am Namen leicht erkennbar: er ist Franzose. Vor gut hundert Jahren hat er gelebt, und voraussichtlich soll er bald heiliggesprochen werden.

Das Gebet der Hingabe

Das bekannteste Gebet, das mit ihm verbunden wird, ist das sogenannte Gebet der Hingabe. Es beginnt so:

Mein Vater, ich überlasse mich dir,
mach mit mir, was dir gefällt.
Was du auch mit mir tun magst, ich danke dir…


Ich muss stoppen, es fällt mir schwer, das mit zu beten. „Mach mit mir, was dir gefällt“ – das würde ich so nie sagen! Ich habe mein Leben gern einigermaßen unter Kontrolle. Komischer Typ, der so etwas ernsthaft betet!

Unkonventionell und abenteuerlich

Andererseits berufen sich auf diesen Charles de Foucauld die Ordensgemeinschaften der kleinen Schwestern und Brüder, die ich in Italien, aber auch hier, sogar in meinem Frankfurter Stadtteil, kennen gelernt habe. Ich schätze diese Gemeinschaften sehr. Sie leben und arbeiten mit Menschen zusammen, die oft wenig Anerkennung finden in der Gesellschaft – und ich finde, sie tragen eine ganze Menge Freiheit und Mut in sich.

Ihretwegen habe ich mir Charles de Foucauld dann doch genauer angesehen. Und ich habe den wohl unkonventionellsten und abenteuerlichsten Heiligen, pardon Seligen, entdeckt, den ich kenne.

Aus dem Vollen gelebt

Charles kommt Mitte des 19. Jahrhunderts in einer sehr reichen Familie im Straßburg zur Welt. Weil seine Eltern früh sterben, wächst er bei seinen Großeltern auf. Er fliegt von der kirchlichen Schule wegen Faulheit und asozialem Benehmen, schafft gerade so das Abitur und ähnlich knapp die Offiziersprüfung. Das üppige Erbe seines Großvaters verprasst er in kurzer Zeit mit Prostituierten und Trinkgelagen, und all diese Skandale führen schließlich in Algerien zu seiner Entlassung aus dem Militär. Kein Wunder, dass ihn seine Familie daheim entmündigen lässt.

Erkenntnis, Faszination und Kehrtwende

Aber dann, noch in Nordafrika, ändert sich etwas in ihm. Fasziniert sieht er die gläubigen Muslime beten, er lernt Hebräisch, und unternimmt, getarnt als Jude, eine Forschungsreise durch Marokko. Die Frage und Suche nach Gott lassen ihn auch anschließend nicht mehr los, so dass er die eigene christliche Religion für sich wieder entdeckt und schließlich in den strengen katholischen Orden der Trappisten eintritt. Doch bald schon will er noch einfacher leben, näher an den armen Leuten und verlässt den Orden wieder. Er lebt als Eremit und Klosterknecht, lässt sich zum Priester weihen, arbeitet als Seelsorger für französische Soldaten in Algerien. Kurz vor dem ersten Weltkrieg zieht er als Vermittler zum Wüstenvolk der Tuareg, lernt deren Sprache und verfasst ein heute noch genutztes Wörterbuch. In den Kriegswirren des ersten Weltkriegs wird seine Klause im Gebirge besetzt und, letztlich durch ein Missverständnis, erschießt ihn einer der Wachen. So stirbt Charles de Foucauld 1916 im Alter von 58 Jahren.

Was ein Typ! Also, unterwürfig, ängstlich und spießig war der nicht! Und so wage ich mich nochmal an das Gebet. Es ist nicht klar, ob er es genau so geschrieben hat. Und es endet mit der Bitte an Gott,

mich in deine Hände zu legen, ohne Maß,
mit einem grenzenlosen Vertrauen;
denn du bist mein Vater.

Hier nochmal das ganze Gebet der Hingabe:

Mein Vater,
ich überlasse mich dir, mach mit mir, was dir gefällt.

Was du auch mit mir tun magst, ich danke dir.

Zu allem bin ich bereit, alles nehme ich an.
Wenn nur dein Wille sich an mir erfüllt
und an allen deinen Geschöpfen,
so ersehne ich weiter nichts, mein Gott.

In deine Hände lege ich meine Seele;
ich gebe sie dir, mein Gott,
mit der ganzen Liebe meines Herzens,
weil ich dich liebe,
und weil diese Liebe mich treibt,
mich dir hinzugeben,
mich in deine Hände zu legen, ohne Maß,
mit einem grenzenlosen Vertrauen;
denn du bist mein Vater.

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