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Palmsonntag

Palmsonntag

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Im Jahr 520 vor Christus taucht in Israel ein Prophet auf und verkündet: „Jerusalem, du kannst dich freuen. Denn dein lang ersehnter Retter wird kommen. Er wird ein König sein, ein Gerechter und ein Helfer der Menschen. Arm wird dieser Bote Gottes sein – und er wird auf einem jungen Esel in die Stadt einreiten.“

Tja, und 550 Jahre später passiert genau das: Jesus leiht sich einen Esel aus und reitet darauf durchs Stadttor von Jerusalem. Und natürlich kannten alle frommen Juden, die ihn sahen, die jahrhundertealte Prophezeiung. Für sie muss es gewesen sein, als würde da ein uralter Traum endlich war. „Da! Das ist er! Der verheißene Retter!“

Ich kann mir richtig vorstellen, wie die Leute aufgeregt von Haus zu Haus gerannt sind, um alle Nachbarn und Freunde zu informieren: „Los! Kommt mit! Auf der Straße wird gerade Geschichte geschrieben. Der Eselreiter ist da. Glaubt mir doch: Die Ankündigung des Propheten wird wahr.“

Und weil Ehrengäste in dieser Zeit mit Palmzweigen begrüßt wurden, die man wie Fahnen schwenkte und als Teppich vor dem Besucher auf den Boden warf – heißt dieser ungewöhnliche Tag des Einzugs bis heute Palmsonntag. Allerdings: Vermutlich hat dieser festliche Empfang Jesu auch dazu beigetragen, dass sich die römische Besatzungsmacht und die Jerusalemer Geistlichkeit von ihm massiv bedroht fühlten.

Und so passiert es: Wenige Tage nach seinem Triumphzug wird Jesus der Prozess gemacht. Er landet am Kreuz. Darum ist die heute beginnende Passionswoche so ungewöhnlich: Weil in ihr Jubel und Elend. Leben und Tod ganz nah beieinander liegen.

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