Wenn Brot allein nicht satt macht
Ich liebe gutes Essen. Für mich ist es eine echte Freude, raffinierte Aromen aus einem Gericht herauszuschmecken oder die Einfachheit traditioneller Küche zu genießen. Das war sicher nicht immer so, aber manche Leute behaupten, ich hätte mich zu einer echten Feinschmeckerin entwickelt. Es gibt sicher Schlimmeres, was man über einen Menschen sagen kann, und ich genieße das Genießen. Jetzt zur Urlaubszeit spielt das ebenso eine besondere Rolle, denn bei der Auswahl des Urlaubsziels lege ich auch Wert darauf, an einen Ort zu fahren, an dem man gut essen kann und die regionale Küche Gaumenfreuden verspricht. Selbst in meinem Alltag und bei der Planung von Veranstaltungen ist es mir wichtig, dafür zu sorgen, dass in den Pausen alle kulinarisch gut versorgt sind.
Essen für die Seele
Wenn ich einen Blick in die Bibel werfe, dann finde ich mich in bester Gesellschaft. Auch die Jünger Jesu scheinen sich gerne Gedanken ums Essen zu machen. An einem Tag, als wieder unzählige Menschen Jesus hören wollten und sich nach einer Begegnung mit ihm sehnten – von 5000 Männern und dazu Frauen und Kindern spricht die Bibel –, kommen die Jünger am Abend zu dem Entschluss, dass es sinnvoll sei, die Leute wegzuschicken, damit sie sich etwas zu essen kaufen können. Mir drängt sich der Gedanke auf, dass sie vermutlich selbst endlich etwas essen wollten. Und Jesus scheint sie zu durchschauen: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ (Mt 14,16), fordert er sie heraus. Jesus will gar nicht, dass die Menschen weggehen und jede und jeder für sich selbst sorgt. Vielmehr lädt er ein, Gemeinschaft zu bilden, die füreinander da ist. Die Menschen sollen „Kumpaneien“ bilden, einander Kumpanen sein. Wenn ich ein bisschen mit dem Wort Kumpane spiele, dann lande ich beim „Cum Pane“ – „mit Brot“.
Werdet einander zum Brot, das satt macht
Die fünf Brote und zwei Fische, die die Jünger im Gepäck haben, werden zum Bild für die gemeinschaftsstiftende Dimension des Essens. Dabei geht es um weit mehr als Nahrungsaufnahme zur Stillung des Hungers. Keiner soll alleine bleiben, sondern die Menschen sollen füreinander wie Brot sein; sich gegenseitig stärken und den seelischen Hunger nach Angenommensein und Geliebtwerden stillen. Dazu muss ich wahrlich kein Kochprofi sein, sondern lediglich das, was ich habe, dem anderen zur Verfügung stellen – auch wenn es erst einmal zu wenig zu sein scheint, wie die fünf Brote und zwei Fische.
Das Wunder, dass am Ende alle satt werden und sogar noch zwölf Körbe übrig bleiben, zeigt, dass die Begegnung mit Gott Fülle mit sich bringt, die unsere Vorstellungskraft sprengt. Das Essen wird zum Bild für Gottes Großzügigkeit. Dort, wo ich ihn einlade oder mich gar von ihm einladen lasse, darf ich seine Liebe schmecken. Welch ein Genuss! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen für heute: Guten Appetit.