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Zum Abschied von Henning Mankell

Zum Abschied von Henning Mankell

Ein Beitrag von Helwig Wegner-Nord, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt

Vor zwei Wochen ist in Göteborg Henning Mankell gestorben. Der an Krebs erkrankte Schriftsteller ist 67 Jahre alt geworden. Sein Roman-Kommissar Wallander ist vielen ans Herz gewachsen. Mich hat bei Mankell immer fasziniert, dass er über lange Zeit nicht nur in Schweden zu Hause gewesen ist, sondern das halbe Jahr im afrikanischen Mosambik gelebt und gearbeitet hat. Er hat sein Leben auf den beiden Kontinenten mal mit den Worten beschrieben: \"Mit einem Fuß im Sand, mit dem anderen im Schnee.“

Für Henning Mankell war dieser Abstand wichtig, wie er immer wieder gesagt hat. Ohne diese große Distanz zu seiner skandinavischen Heimat hätte er seine Romane nicht schreiben können.

Die doppelte Heimat verändert den Blick auf die Welt. Davon wissen auch viele Migranten zu erzählen. Und Kinder aus binationalen Familien, die mit zwei Pässen aus zwei Ländern aufwachsen. Aber muss man sich nicht doch entscheiden, weil man nur an einem Ort wirklich zu Hause sein kann? Wie kann jemand in zwei Ländern, sogar auf zwei Kontinenten gleichzeitig eine Heimat haben?

Der Apostel Paulus, der als Bürger des Römischen Staates im Nahen Osten gelebt hat, spricht von einer noch anderen Heimat, der er verbunden ist. Er schreibt: „Unser Bürgerrecht ist im Himmel!“ (Phil 3,20). Christen haben, nach Paulus, eine Art doppelter Staatsbürgerschaft. Mit einem Fuß auf der Erde und mit dem anderen im Himmel.

Das Bürgerrecht im Himmel will mir nicht die Heimat auf der Erde madig machen. Ich bin ein Kind dieser Erde. Aber auf dieses andere Bürgerrecht, das mich zugleich zum Kind des Himmels macht, werde ich nie verzichten. Weil es mich über den endlichen Horizont hinaus schauen lässt. Die himmlischen Bürgerrechte halten die Sehnsucht wach nach einem Platz, wo kein Schmerz mehr ist und kein Tod.

Der schwedische Schriftsteller Mankell, hat von einer „doppelten Optik“ gesprochen: „Es ist, als hätte ich jetzt einen Beobachtungsturm in Europa und einen in Afrika. Dadurch erfasse ich die Welt deutlicher.“ 

Ein schönes Bild. Ich denke: So geht es auch denen, die auf ihr Bürgerrecht im Himmel vertrauen. Sie gewinnen einen anderen, neuen Blick auf ihr Leben und die Welt. Sie sehen, dass das, was ist, längst noch nicht alles ist.

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