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Navid Kermani hat den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten

Navid Kermani hat den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten

Ein Beitrag von Helwig Wegner-Nord, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt

Immer am letzten Tag der Internationalen Buchmesse wird in der Frankfurter Paulskirche der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen. Gestern hat ihn Navid Kermani entgegengenommen. Der deutsch-iranische Schriftsteller und Orientalist ist spätestens seit dem letzten Jahr eine viel beachtete Stimme in der politischen Diskussion: da hielt er im Bundestag die Festrede zum 65. Jahrestag des deutschen Grundgesetzes.

Immer wieder geht es Kermani in seinen Aufsätzen und Reden um Fragen der unterschiedlichen Religionen und Kulturen. Was verbindet sie? Was unterscheidet sie? Und wie begegnen sie sich? Er selbst ist als Sohn iranischer Eltern im protestantischen Siegen geboren und lebt heute im katholischen Köln. Navid Kermani richtet seinen Blick auf die Religion, die des Islam wie die christliche. In einem Zeitungsinterview meinte er Anfang September:

„Religion soll heute zu allem eine richtige Meinung vertreten – sei es zu Flüchtlingen, sei es zur Lohnentwicklung. Aber darauf, dass man Flüchtlingen hilft und Löhne gerecht sein sollen, kann man schon selber kommen, dazu braucht man keine Religion. Ich brauche Religion, um Gott zu erfahren, den ich nicht unbedingt verstehe, aber vielleicht in Momenten der Verzückung wie der Not als eine Wirklichkeit erlebe.“ *

Wenn sich Kermani als Muslim der christlichen Religion zuwendet – dann geschieht das zwar kritisch, aber nicht um die eine gegen die andere Religion zu profilieren. Er sagt: „Hier existieren Dinge, die es dort nicht gibt – und umgekehrt. Ich erkenne überall den Reichtum und die je verschiedenen Formen, die Anbetung und Lobpreis Gottes angenommen haben.“

Diese Haltung eines respektvollen Hinschauens gilt es zu lernen. Denn in unserer Zeit begegnen sich mehr denn je verschiedene Religionen und Glaubenswelten. Wenn ich respektvoll hinschaue, kann ich mich auch annähern. Es kann etwas folgen, das Kermani so nennt: die „Liebe zum Fremden“. Liebe in diesem Sinne ist etwas, so sagt er: „…das über unseren Verstand und über Toleranz hinausgeht – uns über uns selbst hinauswachsen lässt, über unser kleines, beschränktes Ich.“

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