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Zerbeult, aber nicht verloren: Zum Beginn des Synodalen Weges der katholischen Kirche
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Zerbeult, aber nicht verloren: Zum Beginn des Synodalen Weges der katholischen Kirche

Dr. Peter-Felix Ruelius
Ein Beitrag von Dr. Peter-Felix Ruelius, Leiter ZB Christliche Unternehmenskultur & Ethik bei der BBT-Gruppe, Koblenz
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Ausgerechnet der Hahn hat überlebt. Er ist nach dem Sturz aus 90 Metern Höhe zwar ramponiert und verbogen. Aber es gibt ihn. Er ist beim großen Brand vom April 2019 nicht geschmolzen. Der Hahn vom Vierungsturm der Kathedrale Notre-Dame in Paris: Er war im vergangenen Herbst in einer kleinen Ausstellung zu sehen. „Notre Dame wiedersehen“ hieß sie. Da war der Hahn der prominenteste Teilnehmer.
So ein Symbol verbreitet Optimismus. Auch wenn der Schaden groß ist, auch wenn derzeit gestritten und diskutiert wird, wie man denn das Dach von Notre-Dame gestalten soll. Auch wenn die Verantwortlichen einander öffentlich beschimpfen. Dieser ramponierte Hahn aus Kupfer sagt: Es ist nicht alles verloren. Was zerstört ist, kann neu werden.
Ich möchte den Horizont weiter ziehen. Wer beobachtet, welches Bild die katholische Kirche derzeit in der Gesellschaft abgibt, der hat vielleicht einen ähnlichen Eindruck wie ein Tourist vor der beschädigten Kathedrale von Paris: Die Mauern stehen noch, die Fassade ist tadellos, aber das Dach ist kaputt, und der Innenraum: unbrauchbar.
Heute beginnt in Frankfurt die erste Vollversammlung des synodalen Weges, auf den sich die katholische Kirche in Deutschland begeben hat. Viele Hoffnungen begleiten diesen Prozess, aber ebenso herrscht Skepsis. Eine Teilnehmerin sagt mir, dass sie ohne Euphorie dabei ist, eher mit Spannung: Mal sehen, ob was daraus wird, so äußerst sie sich sinngemäß.
Synoden haben in der Kirche eine lange Tradition. Wörtlich übersetzt heißt Synode so viel wie Versammlung. Wenn in der Geschichte der Kirche eine Synode zusammentritt, dann geht es um etwas. Diesmal: auch um die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland.
So ein Symbol wie der Wetterhahn auf dem Dach der Kathedrale von Notre-Dame: Das wäre doch ein gutes Symbol für den synodalen Weg. Denn es würde heißen: Ganz gleich, was auch passiert: Da gibt es etwas in der Kirche, das überlebt. Etwas, das, wenn auch ramponiert und verbogen, eine Zukunft hat. Ich wünsche den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des synodalen Weges, dass sie mit einer solchen Überzeugung, mit Realismus und Hoffnung zugleich, an ihre Arbeit gehen können

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