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Der Bäcker

Der Bäcker

Anne-Katrin Helms
Ein Beitrag von Anne-Katrin Helms, Evangelische Pfarrerin, Erlösergemeinde Frankfurt-Oberrad

Morgens um vier. Der Bäcker geht in seine Backstube. Er macht das Licht an, holt sich seine Schüsseln und beginnt, den Brotteig vorzubereiten. Mehl, Hefe, Sauerteig, Wasser, ein wenig Zucker und Salz. Er rührt kräftig um, knetet immer wieder, bis der Teig Blasen schlägt.

„Früher“, erzählt er, „haben wir das alles mit der Hand gemacht – und da hatte ich so dicke Arme“, und zeigt dabei auf seine Oberarme. Heute gibt es Maschinen, die helfen. Und trotzdem ist das Brotbacken eine harte Arbeit.

Dann braucht der Teig Ruhe, damit er gären kann. Der Bäcker deckt ihn mit einem Tuch ab und stellt ihn an einen warmen Ort. Der Teig muss jetzt gehen, sagt der Bäcker. Dabei verdoppelt sich der Teig.

In der Zwischenzeit werden Brötchen und Kuchen gebacken. Immer wieder schaut der Bäcker auf seinen Brotteig, ob der sich auch ordentlich vergrößert. „Das ist doch immer so“, sagt er. „Wir arbeiten, geben unser Bestes, bereiten etwas vor – und dann muss es werden.“

Und ich denke: Recht hat er. Das stimmt. Das kenne ich auch aus der Bibel. Jesus erzählt davon: „Das Himmelreich gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter einen halben Zentner Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war“ (Matthäus 13,33). Soweit die Bibel. Bis der Teig durchsäuert war, musste die Frau warten, bestimmt ein paar Stunden. Erst dann konnte sie das Brot backen.

Das mit dem Ärmelhochkrempeln und Zupacken, das kann ich auch gut. Aber das Warten, das fällt mir schwer. Mir geht es oft so, dass ich ohne Pause immer weiter arbeite. Wenn ich etwas abgeschlossen habe, beginne ich gleich mit dem nächsten. Dabei vergesse ich, mal einen Blick auf die getane Arbeit zu werfen. Manchmal braucht sie ja auch Wartezeiten. Sie muss sich entwickeln können. Dafür gebe ich ihr keine Zeit.

Ich arbeite gerne. Und ich denke: Jeder, der Arbeit hat, ist froh darüber. Na klar, manchmal fällt sie schwer. Manchmal ist sie auch eintönig. Warum gönne ich mir so selten Zeit und Ruhe, abzuwarten, was sich aus meiner Arbeit entwickelt? Fest zupacken – und aber auch warten und etwas sich entwickeln lassen: Bei Jesus heißt es: Da ist das Himmelreich. Da ist Gott.

Gott ist da in unserer Arbeit. Dann, wenn die Lehrerin den Unterricht für ihre Schüler vorbereitet. Oder wenn die Krankenschwester einen Patienten pflegt. Er ist da, wenn ein Koch eine gute Suppe kocht und dafür Gemüse schneidet. Auch, wenn jemand Autoteile zu einem Ganzen zusammensetzt oder nach Ladenschluss das Geschäft noch reinigt. Die Arbeit muss gar nicht außergewöhnlich sein.

Wenn wir das, was wir tun, von ganzem Herzen tun, dann müssen wir nicht Gott suchen, weil er schon längst da ist. In der Arbeit und im Warten. Gott macht, dass aus dem Werden wirklich etwas Gutes entsteht. Dann ist nur noch Er am Werk und wir schauen zu.

Und ganz zum Schluss genieße ich dann: zum Beispiel das frisch gebackene Brot, das der Bäcker aus der Nachbarschaft gerade aus dem Ofen holt. Lecker!

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