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Tiere und der Mensch im Sommerlied
Bild: smarko/Pixabay

Tiere und der Mensch im Sommerlied

Karl Waldeck
Ein Beitrag von Karl Waldeck, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Es ist Freitag – noch ein Arbeitstag, dann wartet das erste Sommerwochenende. Auch an diesem Tag begleitet mich das Sommerlied Paul Gerhardts "Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben."

Gottes Gaben

Gottes Gaben, das ist die die Schöpfung: Wiesen und Bäche, der Wald, Bäume und Blumen. Es sind die Tiere: Paul Gerhardt erwähnt Reh und Hirsch, Schafe, Henne, die Glucke, das Täubchen, Schwalbe und Storch, Nachtigall, die Bienen. Paul Gerhardt nennt Tiere, die bereits er und die Leserschaft seines Liedes selbst beobachten können. Auf Exotik verzichtet er – es kommen weder Löwe noch Elefant in dem Lied vor. Die Wunder der Schöpfung, so die Botschaft, finden sich vor der Haustür. Man muss nur die Augen öffnen und sie entdecken.

Paul Gerhardt spricht von den Tieren aller Art

Paul Gerhardt spricht von den Tieren des Waldes, von Reh und Hirsch und von Storch und Schwalbe, also von in der freien Natur lebenden, sogenannten "wilden" Tieren. Er spricht zugleich von Haustieren im weiteren Sinne: von den Schafen, der Henne mit ihren Küken, er erwähnt die Bienen, die für den Honig sorgen. Nicht nur diese Tiere sind Natur. Der Mensch ist genauso Teil der Natur wie sie. Zugleich steht er in einer besonderen Beziehung zu ihnen: Er hat sich einige der Tiere, von denen das Sommerlied spricht, nutzbar gemacht. Schafe, Hühner, Bienen – es sind Haustiere. Doch anders als Katze und Hund, die vor allem unser Gefühl ansprechen, hat der Mensch von den Tieren, die im Sommerlied genannt werden, auch wirtschaftlichen Nutzen. Deshalb hält er sie: Sie geben dem Menschen Nahrung, Honig, Eier, Milch, Fleisch. Sie können ihm Grundmaterial für die Kleidung geben – Schafe die Wolle.

Auch die Tiere sind Teil der Schöpfung

Von all diesen Tieren hat der Mensch Nutzen. Zugleich sind sie Teil der Schöpfung. Sie sind Geschöpfe Gottes. Das verleiht ihnen eine eigene unverwechselbare Schönheit, sagt das Sommerlied. Dass sie Teil der Schöpfung Gottes sind, gibt ihnen zugleich Würde. Darin sind sich alle Geschöpfe gleich.
Tiere nutzen dem Menschen. Sie bereiten uns Freude.

Würdevoll mit den Tieren umgehen

Daraus ergibt sich eigentlich nur logisch die Frage: Gehen wir mit diesen Tieren um, wie es ihrer Würde entspricht? Wie wird das spürbar? Darauf muss der Mensch antworten. Gefragt sind alle, die Tiere besitzen; gefragt sind alle, die von Tieren und ihren Produkten leben, die von ihnen profitieren. Nicht nur die Landwirte. Es ist letztlich eine Frage, die an alle geht – an den Handel und die Konsumenten: Denn jeder Mensch kauft ein; die meisten nutzen und ernähren sich von Produkten, die von Tieren stammen. Einkaufen, Genießen – und das verantwortlich tun, das Wohl der Tiere beachten, das kann ein Weg sein, um Tieren gerecht zu werden.
"Geh aus, mein Herz, und suche Freud, in dieser lieben Sommerzeit." Das Sommerlied Paul Gerhardts lädt dazu ein, sich an der Schönheit der Schöpfung zu freuen, auch an den Tieren – und respektvoll mit ihnen umzugehen – nicht nur zur Sommerzeit.

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