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Der Kranz
Bild: Myriams-Fotos/Pixabay

Der Kranz

Karl Waldeck
Ein Beitrag von Karl Waldeck, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Ein Symbol des Lebens auf Gräbern und im Advent

Heute ist Dienstag – in einer Woche, die besonders ist: Sie verbindet zwei Sonntage, die von ihrem Charakter und von ihrer Stimmung kaum unterschiedlicher sein können. Vorgestern: der Ewigkeits- oder Totensonntag. Sein Thema Sterben, letzte Dinge, Abschied und Verlust. Der kommende Sonntag: der erste Advent. Vorfreude auf Weihnachten: Ich denke, die Welt, die Menschheit braucht solche Feste – seit jeher und in diesem Jahr, im Advent 2020, besonders. Wie unerwartet das Leben gefährdet und wie wenig Gesundheit selbstverständlich ist, wir haben es spätestens seit März dieses Jahres lernen müssen. Bis auf den heutigen Tag!

Totensonntag und Advent. Zwei unterschiedliche Sonntage, zwei unterschiedliche Seelenlagen. Und doch gibt es Dinge, die diese Gegensätze – vielleicht überraschend – überbrücken. Eines davon ist der Kranz. Kränze legt man als letztes Zeichen der Verbundenheit mit den Verstorbenen auf die Gräber. Seit Anfang November oder letztem Sonntag, je nach Konfession, sind auf den Gräbern wieder Kränze oder Gestecke zu sehen – für die kommende Zeit über den Winter hinweg.

Doch der Kranz hat eine doppelte Botschaft – nicht nur auf Gräbern in der stillen Zeit, es gibt ihn auch im Advent: Der Adventskranz mit seinen Lichtern stimmt auf das Weihnachtsfest ein. Zweige und Blumen erinnern an die Schöpfung und das Leben. Einen Kranz zu platzieren oder aufzustellen bedeutet so ein Ja zum Leben. Nicht von ungefähr sind der Adventskranz und seine Zweige von Tannen oder Fichten genommen, genauso wie der Weihnachtsbaum: Es sind Bäume, die immergrün sind. Sie stehen für Beständigkeit und Hoffnung.

Doch auch Kränze halten nicht ewig; sie erinnern daran, dass alles Leben vergänglich ist. Gerade mit Blick auf die Nadelbäume müssen wir das gerade erleben. Sterben auch hier – und hoffentlich ein Nachdenken und Lernen, mit der Natur verantwortungsvoll umzugehen, für das Leben einzutreten – auch das des Waldes! Es geht um Bewahrung und Neuanfang – für die und mit der Natur. Auch dafür sind Kränze ein Zeichen.

Ein Kranz hat schließlich eine versöhnliche Seite: Rund ist er, ein geschlossener Kreis. Es geht dabei nicht allein um einen Kreislauf von Werden und Vergehen. Wie ein Ring steht er für Geschlossenheit, für ein Ganzes. Von einem Ganzen der Schöpfung spricht er – trotz aller menschengemachten Schäden, trotz aller Verluste. Das macht mir Hoffnung. Der Kranz verweist auf das Ganze des Lebens und der Schöpfung. Für den, der glaubt, ist er der Hinweis auf einen guten Schöpfer, der am Anfang wie am Ende des Lebens gegenwärtig ist. Nicht nur für mich, für alle Geschöpfe.

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