Das Wunder der Einheit
Moderator:in: „Tag der Deutschen Einheit“ ist heute, wir feiern die deutsche Wiedervereinigung vor 33 Jahren. Für jüngere Leute ist das schon ferne Geschichte – aber für alle, die die Wende 1989/90 bewusst miterlebt haben, ist der Tag heute mit einiger Erinnerung und Emotion verbunden. Beate Hirt von der katholischen Kirche, dir kommen die Wörter „Wahnsinn“ und „Wunder“ in den Kopf, sagst du.
Autor:in: Mich packt bis heute ungläubiges Staunen, wenn ich an die Wiedervereinigung denke, auch nach so vielen Jahren. Das war wirklich Wahnsinn damals. Ich hab 1989 Abitur gemacht, und unser Gemeinschaftskundelehrer hat noch im selben Frühjahr groß getönt: „Nee, also den Fall der Mauer werdet ihr nicht erleben, und eure Kinder und Kindeskinder auch nicht.“ Und dann ist die Mauer gefallen, und Deutschland wurde ein Land, und das sogar ganz friedlich, mit Kerzen in der Hand. Auch wenn dann vieles zwischen Ost und West nicht gut gelaufen ist: Für mich ist das bis heute wirklich ein großartiges Wunder – eins, das auch mit Gott zu tun hat. „Mit meinem Gott spring ich über Mauern“, heißt es in der Bibel (Psalm 18,30).
Die Kirchen haben ja damals wirklich auch eine Rolle gespielt, mit den großen Friedensgebeten in der Leipziger Nicolaikirche zum Beispiel…
Ja, wenn ich an die Berichte von den Montagsdemos damals zurückdenke, krieg ich immer noch Gänsehaut. Erst haben die Menschen in Leipzig gebetet, und dann sind Tausende friedlich durch die Straßen gezogen. Die hatten ungeheuren Mut, es hätte ja wirklich was passieren können. Für mich gehört das zu diesem Wunder: Dass die Menschen etwas gewagt haben und sich eingesetzt haben für Veränderung und für Demokratie, auch aus ihrem Glauben heraus. Ich bin überzeugt: Gott hat an diesem Wunder mitgewirkt. Und mir gibt die Geschichte von damals auch Mut für heute: auch wenn es zum Beispiel darum geht, Kriege zu beenden: Wunder sind möglich.