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Alleine ist schlecht Ball spielen
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Alleine ist schlecht Ball spielen

Stephan Krebs
Ein Beitrag von Stephan Krebs, Evangelischer Pfarrer, Langen
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Die kleine Pia fängt an zu sprechen. Zu ihren ersten Worten gehört das Wort „Ball“. Das hat sie von ihrem älteren Bruder gelernt. Der hat einen roten Plastikball. Er ist so leicht, dass ihn auch die kleine Pia hochheben kann. Schnell hat sie verstanden, dass ein Ball ein großartiges Spielzeug ist. Damit können Kinder – und auch Erwachsene – viel Spaß haben.

Pia gibt den Ball nicht ab

Gerade liegt der Ball unbeachtet in der Ecke. Pia hebt ihn freudestrahlend hoch. Ihr Großvater sieht das und bietet an, mit ihr spielen. Pia lächelt ihn an. Aber sie gibt ihm den Ball nicht ab. Stattdessen hält sie ihn weiter in ihren Händen fest – zuerst erwartungsvoll, dann zunehmend irritiert. Denn: Nichts passiert. Der Spaß am Ballspielen stellt sich nicht ein.

Es geht erst richtig los, wenn man den Ball mit anderen teilt

Was Pia mit ihren 18 Monaten noch nicht versteht: Den Ball alleine zu haben, ist noch nicht der ganze Spaß. Sie muss ihn auch mal abgeben – und dann wiederbekommen. Der Großvater will ihr helfen. Mit einem Finger schubst er den Ball aus Pias Händen, fängt ihn auf und rollt ihn sachte zu Pia zurück. Sie packt den Ball und hält ihn wieder fest. Irgendwann wird sie lernen: Es geht erst richtig los, wenn sie den Ball mit anderen teilt, also zusammenspielt.

Alleine sein heißt nicht auch einsam sein

Das ist mit vielen Dingen so. Dazu steht in der Bibel eine elementare Aussage. Sie lautet: „Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine sei.“ (1. Mose 2,18) Doch das muss man sich genauer anschauen. Alleine sein kann schön sein und ist von Zeit zu Zeit sogar wichtig. Wenn man es sich wünscht. Viele Menschen leben gerne alleine in ihrer Wohnung. Aber das heißt noch lange nicht, dass sie einsam sind. Sie leben nur nicht mit ihrer Familie oder ihren Freunden unter einem Dach.

Aber es gibt auch diejenigen, die wirklich alleine sind. Manche von ihnen leiden darunter, sie wissen aber nichts dagegen zu tun. Andere sagen von sich, dass sie das so wollen.

Manche Menschen habe sich aus Entäuschung zurückgezogen

Manchmal begegne ich Menschen, die sich von allen anderen zurückgezogen haben. Nicht wenige von ihnen sind enttäuscht vom Leben, insbesondere von anderen Menschen. Manche fokussieren ihre Liebe auf ein Haustier und sagen: „Tiere sind ehrlicher als Menschen, deren Liebe ist wenigstens echt.“ Klar: Mit anderen Menschen gibt es Reibungspunkte und Konflikte. Da bleiben Enttäuschungen oder gar Verletzungen nicht aus.

Rückzug in sich selbst ist keine Lösung

Aber ist Rückzug in sich selbst hinein wirklich die Lösung? Ich wünsche mir, immer die Kraft zu haben, auf Menschen zuzugehen. Seien es altbekannte, denen es etwas zu verzeihen gibt. Oder Unbekannte, mit denen ich neu anfangen kann. Denn dann kann ich auch die anderen Erfahrungen machen, die erst im Zusammensein möglich sind. Wie die gemeinsame Freude am Ball-Spielen mit seinem Geben und Nehmen.

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