Beitrag anhören:
Auf der Baustelle
Bild: Pixabay / Monika P.

Auf der Baustelle

Gabriele Heppe-Knoche
Ein Beitrag von Gabriele Heppe-Knoche, Evangelische Pfarrerin, Kassel
Beitrag anhören:

In regelmäßigen Abständen besuche ich Freunde in Hannover. Kaum bin ich auf die A7 gefahren, beginnt eine kilometerlange Baustelle. Nicht die erste auf dieser Strecke. Die Fahrspuren werden verbreitert und so heißt es Geduld bewahren. Mit 80 fahre ich mitten in einer endlosen Autoschlange. Dabei gibt es viel zu sehen rechts und links der Fahrspur. 

Es wird anders gearbeitet als ich es mir vorstelle

Immer wieder sehe ich Arbeiter mit schweren Geräten, mit Planierraupen und Baggern. Aber dann sehe ich etliche Kilometer auch wieder niemanden. 
Im Lauf der Jahre hat sich meine Einstellung zu dieser Baustelle ziemlich verändert. Erstaunt muss ich immer wieder feststellen: Dort wird anders gearbeitet, als ich es mir mit meinem Laienverstand vorstelle. 

Ein neuer Bauabschnitt

Ein neuer Bauabschnitt wird begonnen. Aber nicht etwa da, wo ich beginnen würde. Ich würde beginnen, wo ein fertiger Bauabschnitt aufhört. Nein, mitten in der kilometerlangen Baustrecke wird plötzlich ein Erdwall aufgeschoben. Es wird mit einer Schallschutzmauer begonnen, der Boden neu aufgegraben. Das ist schon spannend. Jedes Mal frage ich mich, wo die Bauarbeiter jetzt wohl gerade arbeiten. 

Gegen den Augenschein: Ein richtig guter Plan

Als Beobachterin ohne Kenntnis vom Bauen habe ich den Eindruck: Jeder Trupp von Arbeitern fängt einfach irgendwo an. Und dass das alles zusammenpassen soll, kann ich manchmal kaum glauben. Aber im Lauf der Jahre konnte ich miterleben, dass sich am Ende alles mit einem Mal exakt ineinanderfügte zu einem großen Ganzen. Da hat einer einen richtig guten Plan entworfen.

Manchmal gleicht mein Leben einer Baustelle

Manchmal ist es in meinem Leben genauso. Da geht es zu wie auf einer Baustelle. Manche Lebensstränge brechen plötzlich ab, dafür beginnt an einer anderen Stelle etwas Neues. Ob davon je etwas zusammenkommen und zusammenpassen wird, kann ich nicht sehen.
Die inneren Bautrupps arbeiten sich an verschiedenen Aufgaben ab. Bisweilen verliere ich dabei schon mal die Übersicht, wo es denn gerade hingeht mit meinem Leben. So manche mühsam gebaute Lebensstrecke könnte auch in einer Sackgasse enden oder ich verpasse den richtigen Anschluss.

Vertrauen, dass es auch für mich einen Plan gibt

In der Baustelle an der A7 sehe ich gelegentlich jemanden mit Helm und Bauplan, der mit den Arbeitern vor Ort spricht. 
Ich hoffe, dass es für mein Leben auch so einen Plan gibt. Ich muss ihn nicht unbedingt kennen. Zu vieles kann sich ohne mein Zutun ergeben, kann sich verändern oder auch neu werden. Wichtig ist für mich auf Gott zu vertrauen. Er kennt den Plan und gibt acht, dass sich irgendwann einmal alles zu einem sinnvollen Ganzen zusammenfügt. Trotz Sackgassen, trotz Umwegen und offenen Anschlüssen. Irgendwann werde ich es sehen.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren