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Muss Gott denn da nicht weinen?
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Muss Gott denn da nicht weinen?

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Es ist wieder da - das Schreckenswort: Tschernobyl. Ich weiß, wie das war, damals. Die Angst lag buchstäblich in der Luft. Mit dem Regen kam Radioaktivität auf die Erde; nach der Explosion des Atomkraftwerks heute vor 36 Jahren. Kinder durften nicht mehr auf Spielplätze; Gemüse wurde nicht geerntet; wir hatten Sorge um die Milch. Und überall riefen Menschen: Atomkraft - nein danke.

Jetzt sind die Schrecken wieder da

Jetzt sind die Schrecken wieder da. Die russische Armee hat Granaten auch auf Atomkraftwerke geworfen. Ein Widersinn, denn die Luft weht ja auch nach Russland. Aber erkennt man überhaupt einen Sinn in diesem Krieg - außer Großmannssucht? Die ganze Welt leidet darunter, dass ein Land dem eigenen Größenwahn verfallen ist. Könnte Gott da nicht eingreifen?

Viele wünschen sich, Gott möge eingreifen

Das könnte er wohl. Aber er tut es nicht, wie es scheint. Oder er tut es auf eine Weise, die wir nicht erkennen. Viele wünschen sich, Gott möge eingreifen. Mit Macht. Ich wünsche das auch, wenn ich die Bilder von Menschen sehe, die leiden müssen. Muss Gott denn da nicht weinen? Das frage ich mich und weiß keine Antwort.

"Ach dass du den Himmel zerrissest und führest herab"

Ich weiß nur, dass ich nicht aufhören darf, nach Gott zu rufen (Jesaja 63,19): Ach dass du den Himmel zerrissest und führest herab. So halte ich mir doch die Hoffnung wach auf Menschen, die nicht mitmachen; bei keinem Größenwahn. Weil sie wissen: Gott ehren heißt Menschen achten. Immer. Jeden Menschen. Sie sind Kinder Gottes wie ich.

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