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Grüne Tomaten
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Grüne Tomaten

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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Vor ein paar Tagen, Ende Oktober, habe ich mit meiner Mutter den Garten für den Winter vorbereitet. Ein bisschen was wächst noch, Feldsalat und Rucola zum Beispiel. Ein Teil der Beete erholt sich mit einer Zwischensaat als natürlicher Düngung, und anderes muss einfach ab- und aufgeräumt werden, zum Beispiel die Tomatenstöcke. 

Eine ziemlich leckere Marmelade

Auch die warmen Tage im Oktober haben es nicht geschafft, die letzten grünen Früchte noch zum Reifen zu bringen. Schade. Und dann fiel mir beim Abräumen der Titel eines Films ein, den ich vor vielen Jahren gesehen hatte: „Grüne Tomaten“. An die genaue Handlung erinnere ich mich nicht mehr, aber ich weiß noch, dass er mir gefallen hat und dass eine der Hauptpersonen Leckeres aus grünen Tomaten gekocht hatte. So habe ich also nach Rezepten gesucht für das gute Kilo grüner und gelblicher Tomaten, die in unserem Garten nicht mehr zur Reife gelangt sind.

Und herausgekommen sind acht Gläschen Marmelade, und wie ich finde, ziemlich leckere Marmelade, mit Zimt, Gewürznelken und ein bisschen Zitronensaft. 

Wenn Altes neue Wertschätzung bekommt

Wer hätte gedacht, dass die unreifen Tomaten noch für etwas taugen würden! 

Ich habe mir überlegt, warum mich diese Marmelade so gefreut hat. Ich glaube, es liegt daran, dass es mich immer fasziniert, wenn aus dem, was nicht mehr gebraucht wird und anscheinend wertlos geworden ist, noch etwas Gutes entsteht. Wenn sich der Blick auf etwas ändert. Wie beim Upcycling, wenn Altes neue Wertschätzung bekommt. Das kenne ich nicht nur aus meinem Alltag, sondern auch aus der Bibel. Und es hat viel mit meinem Glauben zu tun. 

„Gott schreibt auch auf krummen Zeilen gerade“

Jesus zum Beispiel greift das Bild auf von dem Stein, den die Bauleute nicht mehr gebraucht und deshalb verworfen haben, der dann aber zum wichtigen Eckstein und tragend geworden ist.  Und er handelt auch so: Immer wieder nimmt er Menschen, die von den meisten übersehen oder gar verachtet werden, wahr, schätzt sie wert und gibt ihnen so ihre Würde zurück - und ermöglicht ihnen so, ihr Leben selbst zu verändern. 

Auf mich selbst bezogen, finde ich es immer wieder tröstlich, dass anscheinend Gott auch das mit liebevollen Blick ansehen kann, was nicht perfekt ist, was unreif geblieben oder eben nicht hundertprozentig gelungen ist. Das ist meine Hoffnung, wenn ich so auf mein Leben schaue. Ein Sprichwort sagt „Gott schreibt auch auf krummen Zeilen gerade“. Das klingt schön. Daran erinnert mich die leckere Marmelade aus unreifen grünen Tomaten. 

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