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Die Hoffnung auf den Frieden nicht aufgeben
Bild: Gerd_Altmann_pixabay

Die Hoffnung auf den Frieden nicht aufgeben

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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Sumaya Farhat-Naser ist eine Frau, die eine große innere Stärke ausstrahlt. Ich habe sie vor kurzem bei einem Vortrag kennen gelernt und war von ihr beeindruckt. Sie ist palästinensische Christin und arbeitet seit vielen Jahren auf vielerlei Weise für den Frieden dort im sogenannten „Heiligen Land“. Da sie schon in der Schule Deutsch gelernt hat und eine Weile hier studiert und gelebt hat, spricht sie gut Deutsch.

Im Nahostkonflikt groß geworden

Sumaya Farhat-Naser hat viel zu erzählen. Sie ist 1948 in Palästina geboren und lebt unweit von Ramallah. Den Nahostkonflikt zwischen Israel und Palästina erlebt sie mit ihrer Familie schon fast ihr ganzes Leben. Sie berichtet von den Schikanen der israelischen Grenzposten an den vielen Passierstellen, genauso wie von der Gewaltbereitschaft auch auf palästinensischer Seite. Sie sorgt sich um ihre Familie. Allgegenwärtig ist die Angst, wegen Nichtigkeiten inhaftiert zu werden. Sumaya Farhat-Naser findet klare Worte.

Sich von der Angst und Sorge nicht lähmen lassen

Aber mehr als über die vielfachen Probleme spricht sie von ihren Projekten und Ideen, teilt mit denen, die ihr zuhören, ermutigende Begegnungen und Erlebnisse. Das ist ihr wichtig: sich von der Angst und der Sorge nicht lähmen zu lassen, sondern hoffnungsvoll und handlungsfähig zu bleiben, und sei es in kleinen Gesten und in der eigenen Haltung zu den Konfliktsituationen.

Beruf aufgegeben, um Friedensprojekte voranzutreiben

Ihren Beruf als Universitätsprofessorin für Botanik und Ökologie hat sie aufgegeben, um mit Menschen, vor allem mit Frauen und Jugendlichen in Friedensprojekten zu arbeiten. Einige Jahre hat sie das palästinensische „Jerusalem Center for Women“ geleitet und viele auch internationale Friedensinitiativen und Frauenorganisationen gegründet und unterstützt. Dafür ist sie mit vielen Preisen geehrt worden.

Jugendlichen gewaltfreie Kommunikation beibringen

Heute ist Sumaya Farhat-Naser häufig in Schulen unterwegs. Sie spricht mit den Jugendlichen über deren Erfahrungen, und dann über Gewaltfreiheit und gewaltfreie Kommunikation. Drei Grundsätze möchte sie zuallererst vermitteln, die sind ihr wichtig:

Drei Grundsätze

1. Jeder/ jede ist gleich, nämlich ein Mensch,

2. Jeder/ jede ist verschieden – alles andere wäre ja langweilig.

3. In jedem Menschen ist ein kostbarer Kern.

Ich bin kostbar und einzigartig – genauso wie mein Gegenüber

Es geht also darum, sich selbst als kostbar und einzigartig zu erkennen und das auch dem Gegenüber, auch dem vermeintlichen Feind und Gegner, zuzugestehen. „Du bist zuerst mal ein Mensch.“ Sie erzählt aus eigener Erfahrung, was sich verändert, wenn sie sich traut, den israelischen Grenzsoldaten als Mensch freundlich anzusprechen und ernst zu nehmen.

Alle hatten beim Vortrag die Bilder aus der Ukraine im Kopf

Ich glaube, alle, die dieser mutigen Frau zugehört haben an diesem Abend, hatten parallel die Bilder aus der Ukraine im Kopf. Die Ratlosigkeit, mit der die Welt auf die sich immer mehr verhärtenden Fronten schaut. Ich musste an die Bilder aus den ersten Kriegstagen Ende Februar denken, als die ukrainische Bevölkerung noch mit den russischen Soldaten redete, teils sogar freundschaftlich.

Die Situation aufbrechen und Lösungen eröffnen

Es ist schwierig, auf jemanden zu schießen, von dem man denkt: „Das ist ein Mensch wie ich, verschieden von mir, aber trotzdem kostbar.“  Die Perspektive verändert sich. Überhaupt sind Aktionen, die den Frieden unterstützen oder ermöglichen, ja oft überraschend, häufig auch kreativ. Sie brechen die Situation auf und eröffnen manchmal Lösungen.

Solidarische Aktionen über die Grenzen hinweg

Sumaya Farhat-Naser berichtet von Baumpflanzaktionen, von Frauensolidarität über die Grenzen hinweg, von Palästinenserinnen, die Hebräisch, die Sprache der vermeintlichen Feinde, lernen möchten.

Die großpolitische Lage kann ich nicht ändern – aber meine Haltung

Manche halten all diese zivilen widerständigen Bemühungen um Frieden für naiv, im besten Fall für zweitrangig. Das sind sie nicht. Nicht immer gelingt es, die großpolitische Lage zu ändern, ganz sicher aber die eigene Haltung und Lebenseinstellung. 

Die Geisteskraft an Pfingsten weht und wirkt, wo wir es nicht erwarten

Morgen feiern wir Pfingsten, das Fest der heiligen Geistkraft, von der es heißt: Sie weht und wirkt, wo man es nicht erwartet. Wir sollten also hoffnungsvoll und mutig bleiben!

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