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Jazz und Glaube - Zum Weltjazztag
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Jazz und Glaube - Zum Weltjazztag

Rüdiger Kohl
Ein Beitrag von Rüdiger Kohl, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt-Bockenheim
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Heute ist der Welttag der Jazzmusik. Die UNESCO hat ihn 2011 ins Leben gerufen. Meine letzte Berührung mit Jazzmusik war ein wunderbares Konzert in der evangelischen Kirche in Frankfurt-Bockenheim, in der ich Pfarrer bin. Der Jazz-Pianist Bernhard Kießig spielte mit seiner Band: neben Piano auch Saxophon, Bass, Schlagzeug und Flöte. Ich war begeistert von ihrer Musik.

Für Bernhard Kießig ist Jazz eine Lebenshaltung

Jazz und Kirche: Das passt für Bernhard Kießig gut zusammen. Für ihn drückt sich sein Glaube in der Art aus, wie er Jazzmusik macht. Jazz ist für ihn eine Lebenshaltung. Ein spiritueller Weg. Er sagt: „Wenn ich ein Jazzkonzert gebe, lasse ich mich vom Heiligen Geist inspirieren. Ich lasse mich in Gottes Weite führen.“

Improvisieren ist wie ein lebendiges Zwiegespräch zwischen den Musikern

Das gilt besonders für das Improvisieren. Das ist typisch für Jazzmusik. Die einzelnen Musikerinnen und Musiker kennen die Basis der Stücke und entwickeln sie weiter. Sie hören auf das, was die anderen spielen. Sie öffnen sich und geben einander die Freiheit, in der Neues entsteht. Oft überraschend für die Musiker selbst. Das Improvisieren ist wie ein lebendiges Zwiegespräch zwischen ihnen.

"Wohin mich das Gebet führt, kann ich nicht vorhersehen"

Ich kenne das ähnlich beim Beten. Wenn ich mich für Gott öffne, habe ich einen ersten Gedanken. Ich bringe vor Gott, was mich bewegt. In meinem Umfeld genauso wie in der weiten Welt. Ich führe ein Zwiegespräch mit Gott. Wohin mich das Gebet führt, kann ich nicht vorhersehen.

Ohne Üben geht es nicht

Was beim Glauben und Jazz auch ähnlich ist: Ohne Üben geht es nicht. Das ist dem Jazzpianisten Bernhard Kießig wichtig am Klavier und beim Beten. Wenn die Glocken an seinem Wohnort um 12 Uhr läuten, trifft er sich mit den anderen aus seiner Wohngemeinschaft zum Mittagsgebet. So entsteht eine Gemeinschaft, die im Alltag mehr verbindet als das Zusammenwohnen.

Jazz und Beten lassen eine tiefe Gemeinschaft entstehen

Für Bernhard Kießig ist Jazz eine Musik, die die Welt verändert. Egal, wo sie gespielt und gehört wird: ob in der Kirche, im Jazzkeller oder unter freiem Himmel. Jazz und Beten lassen eine tiefe Gemeinschaft entstehen. Und die wirkt positiv im Alltag und in die Welt hinein, ist der Jazzer überzeugt.

Ich werde mir heute mal ein Stück Jazzmusik anhören. Und mich inspirieren lassen. Vielleicht entstehen dann bei mir Bilder von einer tiefen Gemeinschaft. Die Welt ist zurzeit schrecklich zerrissen. Da kann sie den Klang von Gemeinschaft brauchen.

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