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Die Osterfreude bewahren – in Hochzeiten und im Alltag
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Die Osterfreude bewahren – in Hochzeiten und im Alltag

Dr. Annette Wiesheu
Ein Beitrag von Dr. Annette Wiesheu, Theologische Referentin des Bischofs von Mainz
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Ein Osterlied, das ich sehr mag, geht so los: „Das ist der Tag, den Gott gemacht, der Freud in alle Welt gebracht, es freu‘ sich was sich freuen kann, denn Wunder hat der Herr getan.“ Am Samstag nach Ostern haben mein Mann und ich geheiratet – vor zwölf Jahren. Damals hatten wir dieses Lied für den Beginn des Traugottesdienstes ausgewählt. Mit einem Augenzwinkern.

Die doppelte Bedeutung des Liedes

Denn an diesem Tag hatte dieses Lied eine doppelte Bedeutung für uns. „Der Tag, den Gott gemacht, der Freud in alle Welt gebracht“ – damit ist natürlich Ostern gemeint. Aber für uns war auch unser Hochzeitstag ein „Tag, den Gott gemacht“ hat und der „große Freude“ gebracht hat, zumindest in unser beider Welt: Freude über das Wunder, dass wir uns gefunden haben. Freude über alles, was wir bis zu diesem Tag erleben durften. Freude und Dankbarkeit für die Menschen, für Eltern, Verwandte, Freundinnen und Freunde, die uns begleitet und an diesem Tag unsere Freude mit uns geteilt haben.

Dass der Ostersamstag unser Hochzeitstag wurde, war eigentlich eher Zufall, doch hat dieser Tag für mich seither eine besondere Bedeutung bekommen.

Der Glanz des Festes

Der Ostersamstag steht fast am Ende der acht Tage nach Ostern, der sogenannten Osteroktav. Diese Tage werden in der katholischen Kirche mit besonderer Feierlichkeit begangen: Die Freude über die Auferstehung Christi darf nachwirken. Noch ganz präsent sind am Ostersamstag die Freude und die große Hoffnung, die von Ostern ausgehen; der Glanz des Festes strahlt auf diesen Tag herüber. Und gleichzeitig ist das Ende der Osteroktav schon in Sicht – und damit auch der Alltag, der spätestens am Montag folgt.

"Geh weiter in deinen Alltag"

Für mich ist das Oktavwochenende wie eine Aufforderung: „Schau nochmals zurück auf Ostern, vergegenwärtige dir die Osterfreude nochmal, nimm sie fest in dich auf. Und dann geh weiter in deinen Alltag, mit der Osterfreude und der großen Hoffnung auf die Auferstehung im Gepäck.“ Das Oktavwochenende ist für mich so etwas wie ein ‚Scharnier‘: Es verbindet das Osterfest mit dem Alltag, und es fordert auf, den Alltag, das ganze Leben von Ostern prägen zu lassen.

Mit der Osterfreude im Rücken

Bis heute feiern mein Mann und ich unseren Hochzeitstag nicht am kalendarischen Jahrestag, sondern am Samstag nach Ostern. Das erinnert uns daran: Wir haben unsere Ehe im Zeichen von Ostern begonnen. Mit der Osterfreude im Rücken sind wir hineingegangen in das Leben, in das Alltagsleben als Ehepaar und als Familie. Viele gute und ein paar weniger gute Tage liegen zwischen jenem Hochzeits-Ostersamstag und heute: die Geburt unserer Kinder, mehrere Umzüge, berufliche Veränderungen, auch Krankheiten und Abschiede. Viele Alltage und einige Festtage. Schwere Schicksalsschläge sind uns erspart geblieben – Gott sei Dank.

Er lebt sie mit uns

Ich weiß: Nicht jedem und jeder ist ein solches Glück vergönnt. Aber auch wir hätten sicherlich nicht an jedem Tag voll Freude unser Lied gesungen „Das ist der Tag, den Gott gemacht“. An manchen Tagen wäre mein Text eher gewesen „Hättest Du, Gott, diesen Tag nicht anders machen können?“

Mit Blick auf unser Dutzend Ehejahre kann ich sagen: Bei allem Klein-Klein des Alltags, bei allen Herausforderungen, die das Leben mit sich bringt: Die Hoffnung, die ich mit Ostern verbinde, hat meinen Mann und mich und unsere Familie begleitet. Wir konnten sie mitnehmen in den Alltag. Und ebenso das Vertrauen: Alle Tage sind von Gott gemacht, er lebt sie mit uns.

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