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Die Passionsspiele in Oberammergau
(c) Passionsspiele Oberammergau 2022 / Gabriela Neeb

Die Passionsspiele in Oberammergau

Anja Harzke
Ein Beitrag von Anja Harzke, Evangelische Pfarrerin, Frankfurt am Main
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Es herrscht eine Seuche. Unzählige Menschen erliegen dieser heimtückischen Krankheit, genannt das wilde Kopfweh oder auch der schwarze Tod. Die Rede ist von der Pest. Sie hat Europa über mehrere Jahrhunderte hinweg heimgesucht.

Die Pest kommt auch nach Oberammergau

Lange konnte sich das Dorf Oberammergau gegen die Pest wehren. Aber dann bricht sie auch in Oberbayern aus. Ein Mann aus dem Dorf arbeitete als Tagelöhner im hessischen Eschwege. Von dort bringt er die Pest mit nach Oberammergau. So sagt die Legende. 84 Menschen sterben am schwarzen Tod. So steht es in den damaligen Sterbebüchern der Kirche.

Das Gelübde gilt bis heute

Im Oktober 1633 beschließen die Dorfältesten: Sie legen ein Gelübde ab. Wenn das Dorf die Pest übersteht, führen sie alle zehn Jahre ein Passionsspiel auf. In der Chronik von Oberammergau heißt es: „Von dieser Zeit an ist kein einziger Mensch mehr an der Pest gestorben.“

Seit bald 400 Jahren halten sie das Gelübde und inszenieren die Geschichte über das Leiden, Sterben am Kreuz und Auferstehen von Jesus Christus - immer im vollen Zehnerjahr.

Alle 10 Jahre wird die Passionsgeschichte aufgeführt, aber 2020 kam Corona

2020 sollten die Oberammergauer Passionsspiele wieder aufgeführt werden. Doch eine neue Pandemie zwang den Regisseur Christian Stückl und das Dorf, die Passionsspiele zu verschieben, obwohl die Proben und Vorbereitungen schon lange im Gang waren.

Von Mai bis Oktober wird gespielt

Jetzt endlich ist es so weit. Am 14. Mai fand die Premiere statt. Bis zum 2. Oktober kann man die Oberammergauer Passionsspiele besuchen. Ich hatte das Glück, bei der ersten Aufführung dabei zu sein. Ich bin mit einer Gruppe von Menschen hingefahren, die sich für den christlich-jüdischen Dialog engagieren. Denn es hat eine große Bedeutung, wie bei den Oberammergauer Passionsspielen der Jude Jesus dargestellt wird. Davon später mehr.

5500 Menschen bringen die Geschichte Jesu auf die Bühne

Erst einmal hat mich gepackt, dass da ein ganzer Ort mit 5500 Menschen auf den Beinen ist und die Geschichte von Jesus und seiner Botschaft auf die Bühne bringt. Ich bin weder Bayerin noch katholisch. Aber auch ich spüre bei allen in Oberammergau die Passion für die Passion. Sie lassen ihr normales Leben ruhen und führen fünf Mal die Woche das Stück auf. Von Mitte Mai bis Anfang Oktober. Fünf Monate Ausnahmezustand.

Jeder in Oberammegau Geborene darf mitmachen - auch Evangelische und Muslime

Über 2000 Mitwirkende stehen auf der Bühne, vier Generationen vom Urenkel bis zur Urgroßmutter. Wer in Oberammergau geboren ist, kann mitspielen – mittlerweile auch Evangelische und Muslime. Klar gibt es auch Auseinandersetzungen und Reibereien. Aber die Passionsspiele halten das Dorf zusammen. Es ist eine Ehre, dabei zu sein, und ein großer Auftrag, das Gelübde zu halten. Man wächst damit auf, und man wächst in die Rollen hinein. In dieses Spiel auf Leben und Tod. Trotz aller Anstrengungen redet niemand davon, damit aufzuhören. Es ist ihnen ernst, alt wie jung. Sie sind die Passion. Das ist ein Phänomen, das nicht nur mich berührt. Oberammergau erwartet dieses Jahr 450.000 Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Welt.

Wie wird der Jude Jesus auf der Bühne dargestellt?

In dieser hr2 Morgenfeier nehme ich Sie mit ins Passionsspieltheater in Oberammergau. Ich schaue mir an, wie auf der Bühne der Jude Jesus dargestellt wird. Außerdem sind mir zwei biblische Figuren im Oberammergauer Stück besonders aufgefallen: Judas und Petrus. Beide sind Jünger von Jesus. Sie gehören zu den Menschen, die Jesus am nächsten stehen. Der eine verrät ihn – Judas. Der andere verleugnet ihn – Petrus. Beide bereuen hinterher, was sie getan haben. Wie lebt man damit? Welche Auswege aus der Schuld gibt es?

Musik: Christopher Tambling, das Kyrie aus Messe in A (Embassy Singers)

Judas galt lange als der Verräter schlechthin

Judas ist in die Geschichte eingegangen als der Verräter schlechthin. In den Evangelien gehört er zu den engsten Freundinnen und Freunden von Jesus. Aber für 30 Silberlinge verrät er den Hohepriestern, also den damaligen religiösen Autoritäten, wo sie Jesus gefangen nehmen können. Unauffällig, so dass es keinen Aufruhr gibt. Den Freund verraten und sich dafür auch noch bezahlen lassen. Dafür stand Judas sehr lange. Das hat das Zerrbild geprägt, das sich die Christenheit von Judas und generell von „den Juden“ gemacht hat. Alle Juden seien wie Judas: treulos, geldgierig, hinterhältig.

Ein Zerrbild der Juden wurde lange auch in Oberammergau gezeigt

Auch die Passionsspiele von Oberammergau haben die Geschichte Jahrhunderte lang so dargestellt: Der Jude Judas verrät Jesus. Die jüdischen Hohepriester betreiben Jesu Verurteilung. Das jüdische Volk fordert Jesu Kreuzigung. Der gutmütige Römer Pontius Pilatus kann am Ende gar nicht anders, als Jesus zum Tod zu verurteilen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer kamen aus dem Oberammergauer Passionsspieltheater mit dem Eindruck: „Die Juden sind schuld am Tod von Jesus.“ Das hat den mörderischen Hass gegen Jüdinnen und Juden befeuert.

Seit 1990 ist Schluss mit dem Antijudaismus auf der Bühne

Mit diesem Antijudaismus im Drehbuch hat Christian Stückl Schluss gemacht. Stückl führt bereits zum vierten Mal die Regie der Passionsspiele. Der Theatermacher ist natürlich gebürtiger Oberammergauer. 1990 hat er zum ersten Mal die Leitung übernommen. Zusammen mit jüdischen und christlichen Theologen hat er die Texte von judenfeindlichen Zerrbildern befreit. Seitdem erlebt man Jesus auf der Oberammergauer Bühne als den, der er war: Jesus war ein Jude unter Jüdinnen und Juden. Er diskutierte mit seinen Landsleuten, wie Gottes Gebote und Verheißungen zu verstehen sind. Er offenbarte Gottes Liebe, wie sie in den heiligen Schriften Israels bezeugt ist. Selbstverständlich spricht Jesus auf der Oberammergauer Bühne beim letzten Abendmahl das jüdische Segensgebet über Brot und Wein.

Ein Jahr vor der Aufführung fährt Christian Stückl mit seinen 110 Laienschauspielerinnen und -sängern nach Israel. Sie sind gemeinsam unterwegs auf den Spuren von Jesus. Sie erfahren und erlaufen das Land, erleben die Schauplätze. Alle bekommen ein Gefühl für Israel und seine Menschen.

Jedes Jahr ein neuer Schwerpunkt

Man könnte denken: Die Geschichte Jesu ist ja aus der Bibel bekannt. Die Passionsspiele Oberammergau – same procedure as every ten years. Aber Christian Stückl geht jedes Mal neu an die biblischen Texte heran. Er setzt bei seiner aktuellen Inszenierung andere Schwerpunkte und fragt danach, was die Passionsgeschichte für die Fragen nach Sinn und Zukunft 2022 zu sagen hat, was Menschen heute umtreibt und anspricht. Es soll keine verstaubte Aufführung sein.

Entstaubt von Zerrbildern treten die verschiedenen Figuren facettenreicher auf die Bühne. Insbesondere Judas erscheint in einem neuen Licht.

Musik: Christopher Tambling, Agnus Dei aus der Festmesse in F (Embassy Singers)

2022 steht die Figur des Judas im Fokus

Bei den Oberammergauer Passionsspielen 2022 bekommt eine Figur besonders viel Raum: Judas. Er verrät Jesus nicht aus Geldgier oder Bosheit. Er gehört zum engsten Kreis um Jesus. Er ist ein glühender Anhänger und erwartet alles von seinem Meister. Er hat ein ausgeprägtes Bewusstsein für Gerechtigkeit und achtet auch in den eigenen Reihen darauf: Was geben wir für uns selbst aus, wie viel geben wir an die Armen? Und er leidet darunter, dass die Römer Israel besetzt und als abhängige Provinz ihrem Reich einverleibt haben, um es auszubeuten. Judas will, dass Jesus endlich seine Macht zeigt. Jesus soll das geschundene Land von den römischen Unterdrückern befreien. Jesus ist doch der Sohn Gottes. Er kann sie retten. Warum tut er es nicht endlich?

Judas will, dass sich Jesus endlich gegen die römischen Besatzer auflehnt

Judas ist überzeugt, Jesus müsste sich nur mit den Hohepriestern am Jerusalemer Tempel und mit den religiösen Autoritäten beraten. Sie sollten sich verbünden. Gemeinsam werden sie den Weg finden, um Israel von den grausamen Herrschern zu befreien. Judas will erzwingen, dass Jesus endlich Farbe bekennt und vor aller Augen die Besatzer vertreibt. Dann kann das Reich Gottes beginnen.

Aber Judas täuscht sich. Für die Mächtigen ist er nur ein Rädchen im Getriebe. Sie benutzen ihn, damit sie Jesus in ihre Hände bekommen und ihn loswerden können. Ihr Urteil steht längst fest: Dieser Jesus muss weg. Er stiftet Unruhe und greift unsere Position an.

Judas, der verratene Verräter

Judas wird zum verratenen Verräter. Auf der Bühne in Oberammergau ist er eine tragische Figur. Er wollte eigentlich Gutes, scheitert kläglich und verursacht den Tod des Menschen, auf den er seine höchste Hoffnung gesetzt hatte.

Als Judas erkennt, dass er den unschuldigen Jesus ausgeliefert hat und der verurteilt und ans Kreuz genagelt wird, bricht für ihn alles zusammen. Ihm wird klar, was er getan hat, welche Schuld er auf sich geladen hat. Er versucht verzweifelt, seine Tat rückgängig zu machen. Er geht zu den Hohepriestern und Ältesten. Er will ihnen die 30 Silberlinge, die sie ihm geradezu aufgenötigt haben, zurückgeben. Er sagt: „Ich habe unschuldiges Blut verraten!“ Aber sie antworten: „Was geht das uns an?“

Judas ist allein mit seiner Schuld

Für Judas gibt es keinen Ausweg, keine Entschuldigung, keine Vergebung. Er ist allein mit seiner Schuld. Judas hält das nicht aus. Er wirft die 30 Silberlinge den Römern vor die Füße und erhängt sich.

Diese Verzweiflung des Judas, seine Hoffnungslosigkeit kommt mir in den Oberammergauer Passionsspielen sehr nah, nimmt mich gefangen. Wie ist das mit dem Schuldigwerden, mit dem Schuldigsein?

Niemand ist ohne Schuld

Niemand von uns geht schuldlos durchs Leben. Gott sei Dank ist es nicht gleich ein verhängnisvolles Vergehen wie bei Judas. Aber es gibt die kleinen Verrate, mal sehenden Auges, mal erst hinterher sichtbar. Wir tun Falsches, verletzen andere, begehen Fehltritte und treffen falsche Entscheidungen – kleine und größere. 

Schuld gibt es nicht nur im persönlichen Bereich. Wir werden in unserer globalisierten Welt auch in weltweite Schuld verstrickt. Mein Lebensstil geht zu Lasten der Umwelt und auf Kosten der Menschen in anderen Teilen der Welt.

Unser Tun oder Nichtstun hat Auswirkungen auf andere

Was wir tun und was wir nicht tun, hat Auswirkungen für andere. Das merken wir derzeit besonders im Blick auf die Ukraine. Der Krieg stellt uns ganz neu und existentiell vor die Frage, ob, wie viele und welche Waffen wir liefern, damit die Ukraine sich gegen den Angriff Russlands verteidigen kann. Waffenlieferungen sind an erster Stelle eine Entscheidung, die die Regierung und der Bundestag zu treffen haben. Aber ich bin auch herausgefordert: Was denke ich denn? Was dient dem Frieden, was nicht? Waffen liefern bedeutet Tote. Waffen nicht liefern bedeutet ebenfalls Tote. Ich merke, ich bleibe etwas schuldig, egal wie ich mich hier positioniere und verhalte.

Wie gehen wir mit Schuld um?

Ich werde schuldig. Manchmal kann ich das verdrängen. Aber an manchem trage ich schwer. Wie lebe ich damit? Wie gehen wir als Gemeinschaft mit Schuld um? Hoffen wir, dass uns der andere vergibt? Doch was ist, wenn da kein Gegenüber mehr ist zum Vergeben? Wenn ich wie Judas daran leide und fast erdrückt werde von meiner Schuld und sich mir keine Tür auftut?

Musik: Robert Jones, Kyrie aus Missa brevis in C. (Embassy Singers)

Judas steht für die Schuld, aus der man keinen Ausweg sieht

Es gibt Schuld, aus der man keinen Ausweg sieht. In der Passionsgeschichte steht dafür Judas. Er verrät Jesus und verursacht dessen Tod. Das gehört zu den schrecklichen Dingen im Leben, die ich mir vorstellen kann: Dass ich zwar etwas Gutes beabsichtige, aber damit jemandem Schaden zufüge.

Auch Petrus verrät Jesus

Judas ist in der Passionsgeschichte nicht der einzige, der entgegen seiner Absicht Unheil anrichtet und das bitter bereut. Auf der Bühne in Oberammergau stehen zwei, die schuldig werden, nebeneinander. Ihre Geschichten und Szenen sind miteinander verwoben. Neben Judas steht Petrus. Auch er zählt sich zu den engsten Freunden von Jesus. Aus voller Überzeugung erklärt er Jesus: „Selbst wenn dich alle anderen im Stich lassen, ich bleibe bei dir, egal was passiert.“

Petrus verleugnet Jesus dreimal

Leere Worte. Denn als es tatsächlich darauf ankommt, verrät er Jesus. Jesus ist verhaftet und wird verhört. In der Stadt suchen sie nach weiteren Anhängern der Jesus-Bewegung. Dreimal wird Petrus angesprochen: „He du! Dich habe ich doch auch mit diesem Jesus gesehen! Du bist doch auch einer von denen!“ Aus Angst sagt Petrus: „Was redest du? Ich kenne diesen Menschen nicht.“

So fühlt es sich an, wenn man etwas schrecklich falsch gemacht hat

Ausgerechnet er, der sich selbst als so standhaft und glaubensfest darstellt. Er war fest überzeugt, immer zu seinem Wort und seinem Freund zu stehen. Als es ernst wird, verleugnet er den, der ihm alles bedeutet, und rennt davon. In der Bibel steht: Er weinte bitterlich. Sein Bild von sich selbst bricht in tausend Stücke. Er kann kaum glauben, was er getan hat. Scham und Entsetzen nehmen ihm die Luft. So fühlt es sich an, wenn man etwas schrecklich falsch gemacht hat: Das bin doch nicht ich! So bin ich doch nicht, so verletzend, egoistisch, nur auf mich bedacht, treulos, feige. Und gleichzeitig weiß man: Doch, das bin ich. So kann ich auch sein und nicht nur so aufrichtig und gut, wie ich mich gerne sehe.

Wie komme ich aus dem Zwiespalt heraus, dass mein Selbstbild und das, wie ich mich tatsächlich verhalte, auseinanderklaffen? Bei Petrus genauso wie bei Judas fängt es mit der Reue an. Beide bereuen, was sie getan haben. Beide wissen, sie können es nicht rückgängig machen. Judas versucht es sogar, indem er seinen Verräter-Lohn zurückgeben will. Aber der Versuch scheitert.

Die Hoffnung auf Vergebung läßt Petrus weiterleben

Auch Petrus ist verzweifelt darüber, dass er verleugnet hat, Jesus zu kennen. Mittenhinein in diesen Ausnahmezustand sagt ihm im Oberammergauer Passionsspiel sein Freund Johannes: „Jesus wird dich nicht verlassen. Glaube mir, er wird dir vergeben.“ Diese Sätze verändern für Petrus alles. Sie wecken seine Hoffnung, dass es doch einen Ausweg für ihn und einen Neuanfang für seine Freundschaft mit Jesus geben könnte. Seine Schuld und sein Versagen sind geschehen. Aber sie müssen ihn nicht erdrücken. Der Satz „Er wird dir vergeben“ ist offensichtlich der Schlüssel dafür. Im Stück von Oberammergau löst sich Petrus aus der Verzweiflung über seine Schuld. Er schaut auf und wendet seinen Blick, weg von sich selbst hin zu Jesus am Kreuz. Die Hoffnung, dass es Vergebung für ihn gibt, richtet ihn auf und lässt ihn weiterleben.

Auch wenn die Schuld ihn lange, vielleicht immer begleiten wird, für ihn ist Leben trotzdem möglich. Mit Narben an der Seele, aber das macht die Dankbarkeit über eine neue Chance größer.

Musik: Christopher Tambling, Sanctus (Embassy Singers)

Eigene Fehler eingestehen und sich entschuldigen ist schwer

Es kostet Überwindung und erfordert einen inneren Schritt, wenn jemand sich eingesteht: Ich habe etwas falsch gemacht. Das, was ich getan habe, entspricht überhaupt nicht dem, wie ich sein will. Ich habe damit anderen geschadet. Es ist ein weiterer innerer Schritt, wenn man zu denjenigen, die es betrifft, sagt: „Es tut mir leid. Das war völlig daneben. Ich war völlig daneben. Ich bitte um Entschuldigung.“ Und es bedeutet Erleichterung und Erlösung von Schuld, wenn das Gegenüber dann sagt: „Ich nehme deine Entschuldigung an. Das, was zwischen uns stand, ist ausgeräumt.“

Oft heißt es „vergeben und vergessen“. Nach meiner Erfahrung ist das, was vorgefallen ist, meistens nicht vergessen. Beide werden immer wieder daran denken. Aber es ist vergeben. Es vergiftet die Beziehung nicht mehr. Vergeben kann heißen: Ich lasse einen Fehler nicht mehr negativ wirken. Er soll mich nicht mehr verbittern und unser Verhältnis nicht kaputt machen.

Vergebung ist möglich

Vergebung ist alles andere als selbstverständlich. Das führt mir der Judas bei den Oberammergauer Passionsspielen vor Augen. Schuld kann zerstörerisch wirken für den anderen, für mich selbst, für das, was uns verbindet. Man kann an Schuld zerbrechen. Ob es Vergebung gibt, bleibt im Fall Judas offen. Judas kann sich selbst nicht vergeben und setzt seinem Leben ein Ende. Ob Gott ihm vergibt? Ich hoffe es. Weil ich daran glaube, dass Gottes Gnade keine Grenze hat und alles bewirken kann. Also auch die Vergebung für einen Verräter.

Für Petrus und seine Schuld gibt es ein glückliches Ende. Der vom Tod auferstandene Jesus vergibt ihm. Das begründet meine Hoffnung: Vergebung ist möglich. Vergebung lässt aus tot geglaubten Beziehungen zu neuem Leben auferstehen.

Musik: Peter SChleicher, Gloria (Mädchenkantorei der Domkirche an St. Eberhardt, Stuttgart)

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