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Freiwillig fröhlich frieren
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Freiwillig fröhlich frieren

Dr. Thomas Dörken-Kucharz
Ein Beitrag von Dr. Thomas Dörken-Kucharz, Evangelischer Pfarrer und Chef der Rundfunkarbeit im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik, Frankfurt
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Anmoderation: Diesen Herbst und Winter wird ja allen empfohlen, die Heiztemperatur abzusenken. Die evangelische Kirche in Frankfurt und Offenbach hat sich jetzt zu einem radikalen Schritt entschlossen: In beiden Städten bleiben die Kirchen in diesem Herbst und Winter kalt. Diese Maßnahme finden übrigens nach einer aktuellen Umfrage jeder Zweite in Deutschland richtig. Kalte Kirche - das klingt erst mal ungemütlich, hat aber auch Chancen.

Evangelische Kirchen in Frankfurt und Offenbach bleiben im Herbst und Winter kalt

Die evangelischen Kirchen in Frankfurt und Offenbach bleiben diesen Winter unbeheizt, nur auf Frostschutz wird geachtet. Ich finde das einen notwendigen und mutigen Schritt. Notwendig, weil Gas schlicht knapp ist und weil die Preise explodieren: für alle Verbraucher und eben auch für Kirchengemeinden. Gas ist knapp und teuer, und alles, was den Verbrauch senkt, hilft denen, die es sich kaum noch leisten können.

Frieren und Feiern

Mutig ist der Schritt auch, denn Feiern und Frieren gehen nicht leicht zusammen. Es geht nur dann, wenn einem warm ums Herz wird. Und da können die Kirchen einen Beitrag leisten.

So wird es warm

Mir wird’s wärmer, wenn ich mich auf das besinne, was trägt. Wenn ich das Leben trotz Krise als Geschenk begreife. Wenn ich Mut schöpfe aus den Quellen des Lebens. Das hilft mir durch den Winter. Das kann ich und will ich im Gottesdienst erleben, egal wie kalt es ist. Und wer Hoffnung und Freude im Herzen hat, friert weniger.

Kerzen, Musik, Singen, Bewegen

Warme Worte allein tun es nicht, aber zusammen mit Kerzenlicht, Musik und eigenem Singen kann einem warm ums Herz werden. Die Krise nicht kleinreden, aber sie auch als Challenge zu begreifen, das stärkt. Ich freue mich drauf, der Kälte und der Krise zu trotzen: mit mehr Bewegung, Sitzkissen, Decken und warmen Getränken: Ob im Gottesdienst, beim Wintergrillen oder auf Weihnachtsmärkten.

Freiwillig für andere, die es brauchen

Und wenn die Gottesdienste - in kalten Kirchen oder gleich draußen - es schaffen, dass die Menschen mit Gott und miteinander warm werden, dann ist die Kälte gut zu ertragen. Auch, weil man sie ein wenig stellvertretend für andere erträgt, die im kommenden Winter viel mehr zu leiden haben - nicht nur unter niedrigen Temperaturen.

 

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