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Und alle werden satt!

Und alle werden satt!

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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Jeder Tag hat eine eigene Bibelstelle in der katholischen Kirche, die in den Gottesdiensten dann vorgelesen wird. Die von heute handelt von der Speisung der Viertausend und ist besser unter dem Titel „Brotvermehrung“ bekannt. Jesus ist mit vielen Menschen in der Wüste, sie hören ihm zu und irgendwann wäre eigentlich längst Essenszeit. Was tun? Die Jünger, die Freunde Jesu, machen sich große Sorgen um die Leute. Jesus lässt die Menschen auf dem Boden Platz nehmen, segnet das, was da ist, ein paar Brote und Fische, und dann geht es ans Austeilen und Teilen. Es reicht für alle, und am Ende bleibt noch sehr viel übrig.

Eine der beliebtesten biblischen Geschichten

Soweit die Kurzfassung, ein Wunder. Tatsächlich scheint dieses Ereignis so beeindruckend gewesen zu sein, dass darüber viel gesprochen wurde, mehrere der Evangelisten, der Bibel-Autoren also, erzählen davon. Es ist eine meiner liebsten biblischen Geschichten. Ja, ich glaube auch, dass es eine Art Wunder ist, dass sich da Göttliches und Menschliches berühren.

Manche sagen, klar, Jesus kann das, er kann aus ganz Wenig so viel machen, dass all diese Menschen, die Bibel spricht von mehreren Tausend, satt werden. Göttliche Zauberei sozusagen. Und dann gibt es die andere Perspektive, die ich eigentlich viel wunder-barer finde: Jesus bringt die Menschen dazu zu teilen. Mag sein, dass der eine oder die andere Proviant dabei hatte, aber sich nicht getraut hat, den rauszuholen. So viele hungrige Menschen drum herum, die alle etwas abhaben wollen!

Mag sein, dass so mancher beim Aufbruch in der Eile das gegriffen hat, was eben da war zu Hause war: einen Rest trockenes Brot, eine schrumpelige Frucht, etwas also, was man selbst schon noch essen kann, aber was zum Anbieten nicht taugt.

Jesus nimmt die Angst vorm Teilen

Die Evangelien erzählen: Jesus fordert die Menschen auf sich hinzusetzen, in manchen Erzählungen steht sogar, in Gruppen zu fünfzig - Das ist psychologisch geschickt. Da muss man dann schon nicht mehr mit allen teilen, sondern sozusagen nur mit der eigenen Picknickgemeinschaft. Anscheinend gelingt es Jesus, den Menschen die Angst zu nehmen, beim Teilen selbst zu kurz zu kommen. Vielleicht verlieren sie auch die Scham, das, was sie dabei haben, könnte nicht gut genug sein.

Jedenfalls werden alle satt. Und es bleibt sogar noch was übrig, sozusagen als Wegproviant. Denn anschließend gehen alle wieder nach Hause. Möglicherweise war diese Erfahrung beim Essen genauso wichtig wie die ganzen Worte, die sie vorher gehört hatten, diese Erfahrung, dass Teilen nicht zu weniger, sondern zu mehr Leben führt.

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