... so weit die Wolken ziehen
Wolken gucken. Ich liebe das und mein Sohn auch. Beim Spazierengehen im Feld sehen wir ihnen nach und überlegen, wo sie hinziehen könnten. Wir schauen ihnen zu, wie sie sich in Lokomotiven und Dinosaurier verwandeln. Mein Kleiner legt sich manchmal sogar auf dem Heimweg vom Kindergarten kurz auf eine Parkbank; so kann er sie besser sehen. Er sagt dann: „Ich muss noch schnell in den Himmel gucken.“ Das macht ihn glücklich.
Er hat ein Was ist Was-Buch über Wolken zum Geburtstag bekommen. Darin ist erklärt, wie und warum sich Wolken bilden. Wie sie heißen – Cumulus und Stratus zum Beispiel. Und sie sind durch das viele Wasser in ihnen eigentlich tonnenschwer. Seit tausenden von Jahren beobachten Menschen die Wolken. Und verbinden ihre Ängste und Sorgen, aber auch ihre Wünsche und ihre Sehnsucht mit den Wolken.
Ein Mensch betete einmal in der Bibel: „Herr, deine Güte reicht, soweit der Himmel ist, und deine Wahrheit, soweit die Wolken ziehen.“
Jemand, der so etwas betet, weiß natürlich, dass nicht alles gut ist auf der Erde. Aber er glaubt daran, dass es sie gibt und wieder geben wird: Momente, in denen das Gute, das Schöne, und das Helle den Ton angeben. Und dass die göttliche Kraft, die die Bahn der Wolken lenkt, es auch gut mit den Menschen meint. So denkt darüber auch eine andere biblische Geschichte. Dort begleitet Gott selbst sein Volk in Form einer Wolke. Er hat ihm so den Weg gezeigt, als sie drohten, sich zu verlaufen.
Ich will immer mal wieder kurz innehalten und nach oben schauen. Zu den Wolken am Himmel. Das tut der Seele gut. Und vielleicht verändert dieser Blick in den Himmel dann ja den Blick auf das, worüber ich mir gerade den Kopf zerbrochen habe. In den Himmel gucken kann glücklich machen.