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Nicht geschimpft ist gelobt genug
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Nicht geschimpft ist gelobt genug

Claudia Rudolff
Ein Beitrag von Claudia Rudolff, Rundfunkpfarrerin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Kassel
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Es ist einfach, sich ständig aufzuregen und alles doof zu finden. Die Bahn hat schon wieder Verspätung, das Benzin ist zu teuer, die Kollegin hat schon wieder ein unmögliches Kleid an.
Es gibt einige Leute, die sich jeden Tag verderben, indem sie mit kritischem und abschätzigem Blick ihre Umwelt betrachten.
Alles nervt: Die Arbeit, das Wetter, die Nachbarn, die schon wieder die Straße nicht gekehrt haben.
Wir leben in einer Kritikgesellschaft: Bereits in der Schule geht’s darum, Fehler anzustreichen: Nicht das, was gut gelingt, wird belohnt.
Auch im täglichen Miteinander in der Familie oder an der Arbeit scheint oft, das was gut läuft, nicht der Rede wert zu sein. Oder wie der Psychiater Fritz Simon sagt: „Nicht geschimpft ist gelobt genug.“
Dass es auch anders geht, habe ich gelernt, als ich zu einem Urlaub in Amerika war: Als ich am New York Marathon teilnahm, hatte ich eine Startnummer mit meinem Namen drauf. Viele Zuschauer riefen mir zu: „Claudia, you do a great job!“ „Claudia, Du machst das gut“.
Ich merkte: Das gab mir neuen Schwung. Oder als ich ein Buch kaufte, meinte der Buchhändler: „Excellent choice“. „Tolle Wahl!“
Nun tun manche, solche Geschichten damit ab, in dem sie sagen: “Ach, die Amerikaner, sind nur oberflächlich freundlich und meinen es gar nicht so.“
Ich habe es dennoch ausprobiert und angefangen, mich mehr zu bedanken oder Menschen zu loben „Danke, dass Sie mir zugehört haben. Das hätten Sie nicht tun müssen ...“ „Danke, dass Sie mich so freundlich bedient haben.“
Viele reagieren verunsichert, aber die Mehrheit freut sich.
„Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich.“ Auch dieser Vers aus Psalm 107 (V1) ist für mich eine freundliche Einladung zum Staunen und zum Danken. Dankbare Menschen sind eine Wohltat für Gott, anderen und sich selbst gegenüber.
Ich glaube: Mit einem freundlichem Blick auf die Welt und die Menschen spürt man, wie schön unsere Welt ist, wie viel täglich klappt und dass auch Kleinigkeiten das Leben schön machen.

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