Tag der Berge
Heute ist der internationale Tag der Berge. Berge faszinieren mich. Im Herbst waren wir in den Bergen wandern. Manchmal sehe ich mir noch die Fotos an und denke an die schönen Wege durch den bunten Wald, den Schnee auf den Bergspitzen, die klare Luft, das laute Rauschen einer Klamm. Ich komme unterwegs zwar ganz schön ins Schwitzen, aber oben erwartet mich ein traumhafter Ausblick. Mein Horizont wird weit wie der Blick, der über das Tal und die Bergspitzen in die Ferne schweift.
Berge sind besondere Orte. So wie der Berg Horeb. Er ist Teil einer kargen Gebirgskette im Sinai. Ein riesiges Gesteinsmassiv in einer Wüstenlandschaft, zerklüftete Felsen, niedrige Büsche und Sträucher, Wüstenkraut. Sonst ist da nicht viel. Die Bibel erzählt von diesem Berg: Mose lagert am Fuße des Horeb mit der Schafherde seines Schwiegervaters. Mose hat zu der Zeit bereits ein bewegtes Leben hinter sich. Aufgewachsen am ägyptischen Hof muss er Hals über Kopf fliehen, findet Unterschlupf und Arbeit bei einem Wüstenstamm, verliebt sich in die Tochter seines Arbeitsgebers und heiratet. So könnte es jetzt für ihn weitergehen. Irgendwann übernimmt er dann die Viehherde seines Schwiegervaters und eigentlich hätte er ausgesorgt. Doch in der Einsamkeit der Wüste, unter freiem Himmel am Berg Horeb, hat Mose eine Vision. Gott zeigt sich ihm. Mose soll zurück nach Ägypten gehen und mit dem Pharao verhandeln, dass er das Volk Israel aus der Knechtschaft freilässt. Ein gewaltiger Auftrag. Als Mose vom Berg herabsteigt, ist er nicht mehr der, der dort hinaufgestiegen ist. Auch wenn er nicht weiß, wie er es anstellen soll: Das Erlebnis am Horeb wird ihm die nötige Kraft und den Mut dazu geben.
Berge sind besondere Orte. Sie schaffen eine Verbindung zwischen Himmel und Erde. Hier werden besondere Weichen gestellt, große, aber auch kleine. Wenn ich vom Wandern zurückkomme, fühle ich mich auch oft wie ausgewechselt – mit neuer Kraft und Energie für den Alltag.