Heimat ist, was vor uns liegt
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Heimat ist, was vor uns liegt

Pia Baumann
Ein Beitrag von Pia Baumann, Evangelische Pfarrerin, Frankfurt

Was ist Heimat? Die Gebrüder Grimm haben Ende des 19. Jahrhunderts in ihr Deutsches Wörterbuch geschrieben: „Heimat, das ist das Land, oder auch nur der Landstrich, in dem man geboren ist oder bleibenden Aufenthalt hat.“ Das trifft sicher für viele zu. Aber ist es noch die Regel? Die wenigsten Menschen bleiben ihr Leben lang an dem Ort, an dem sie geboren wurden. Ich auch nicht. Ich bin im Ruhrgebiet geboren, lebe aber seit langem in Hessen.

Wenn ich Leute frage: „Was ist Heimat für dich?“, bekomme ich ganz unterschiedliche Antworten. Der eine sagt: Da, wo ich geboren bin. Manche brauchen gar keinen festen Ort mehr. Sie fühlen sich da zu Hause, wo es WLAN gibt. Andere sagen: Heimat ist der Ort, zu dem ich immer zurückkehren kann. Für mich als Pfarrerin gehört zur Heimat der Klang von Kirchenglocken.

Heimat kann schon ein Teller Handkäs mit Musik und ein Schoppen Sauergespritzter sein. Sie ist da, wo man begraben sein will. Ich glaube, Heimat ist individuell und persönlich. Und nicht nur denen wichtig, die ihr Leben lang am selben Fleck bleiben. Heimat ist für mich deshalb weniger ein Ort, sondern eher ein Gefühl. Das Gefühl, dass ich dazu gehöre.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte in dieser Woche zum Tag der Deutschen Einheit: „Wer sich nach Heimat sehnt, der ist nicht von gestern. Denn Heimat weist in die Zukunft und nicht in die Vergangenheit.“ Ich verstehe das so: Heimat ist das, was vor uns liegt. Was noch kommt. Und sie ist veränderbar.

In der Bibel steht: Wir alle sind nur Gäste auf dieser Erde. Heimat ist auf dieser Welt nie von Dauer. Man kann sie nicht festhalten. Aber man kann sie miteinander teilen. Und gemeinsam gestalten. Und dazu braucht es, finde ich, kein Ministerium. Dazu braucht es uns.

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