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Es gibt zwei Pokale zu gewinnen
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Es gibt zwei Pokale zu gewinnen

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

Er wirkt wie ein 25jähriger, sagt sein Trainer Jogi Löw über Miroslav Klose, heute wird er 34 Jahre alt. Zum Geburtstag wünscht er sich einen Sieg im ersten EM-Spiel der deutschen Mannschaft heute Abend in Lemberg. Das wäre ein optimaler Start in ein besonderes Turnier ,das auch in seinem Geburtsland Polen stattfindet, wo seine Eltern bis heute leben. Als letzte Woche eine DFB-Delegation die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau besucht hat, wollte Klose dabei sein. Fußballer betonen normalerweise, dass sie Ruhe brauchen und einen freien Kopf für so ein Turnier. Ein ehemaliges Vernichtungslager, das ist die Hölle, das erschüttert und verunsichert jeden Besucher. Dient das dem sportlichen Erfolg?

Es gibt auch einen unvergänglichen Siegespreis, hat der Apostel Paulus vor 2000 Jahren an die christliche Gemeinde in Korinth geschrieben: Sportler kämpfen für einen vergänglichen Siegerkranz, den am Ende nur einer bekommt. Kämpft ihr für einen unvergänglichen. (1.Korintherbrief 9) Für Paulus ist dieser unvergängliche Siegerkranz der Frieden mit allen Menschen. Beim Gang nach Auschwitz ging es genau darum. „Wir wollen uns der historischen Verantwortung stellen“, sagte Team-Manager Bierhoff. Es war nicht immer so, dass sich Fußballfunktionäre um Politisches kümmern.1978 ist eine Nationalmannschaft zur WM nach Argentinien gefahren, wo eine brutale Militärjunta regierte. Darauf angesprochen hatte Jupp Derwall, der damalige Bundestrainer gesagt: „Wir sind gekommen, um Fußball zu spielen“. Dabei kann der Fußball viel bewirken, weit über den Platz hinaus.

Eugen Eckert ist Pfarrer in der Frankfurter Commerzbankarena und erzählt mir: „Als Deutschland 1954 die Fußballweltmeisterschaft gewonnen hat, da war das sogenannte Wunder von Bern nicht nur ein unerwarteter sportlicher Erfolg. Das hat das Selbstwertgefühl der Menschen, die vom Krieg beschädigt waren, enorm gestärkt. Dieser WM-Titel hat ihnen damals unglaublichen Auftrieb gegeben.“ Und er meint, 67 Jahre nach der Befreiung des KZ Auschwitz ist es mehr als angemessen, dass der deutsche Fußball den Opfern des Nazi-Terrors Ehrerbietung erweist.

Ich denke, gibt es bei der Fußball-EM zwei Pokale zu gewinnen: Den für den Sieger im Endspiel in drei Wochen und diesen unvergänglichen, der allen gehört, die zu ihrer Schuld stehen und dazu beitragen, dass die Menschen lernen, miteinander in Frieden zu leben. Miro Klose, mit 34 ist er offenbar jung genug für den einen und reif genug für den anderen.

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