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Die letzte Schulwoche beginnt
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Die letzte Schulwoche beginnt

Prof. Dr. Markus Tomberg
Ein Beitrag von Prof. Dr. Markus Tomberg, Professor für katholische Religionspädagogik, Fulda und Marburg
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Wir sind früh dran in diesem Jahr: Heute beginnt bei uns in Hessen die letzte Schulwoche, am Freitag bereits geht’s in die Sommerferien. Die Luft ist in vielen Schulen längst raus. Innenstädte und Ausflugsziele sind diese Woche deshalb voll mit Schulklassen. Sie nutzen die letzten Tage des Schuljahres außerhalb der Klassenzimmer – und nicht nur fürs Lernen. Das gemeinsame Erleben und Entdecken gehören zur Schule wesentlich dazu. Oft prägen gerade diese Erfahrungen die späteren Erinnerungen an die Schulzeit. Denn so akribisch viele Unterrichtsstunden geplant werden, wie genau Lehrerinnen und Lehrer auf Kompetenzgewinne und Lernfortschritte achten: Die Schule ist zunächst einmal ein Ort der Begegnung. Kinder begegnen Kindern und Erwachsenen, entdecken die Welt und ihren eigenen Platz darin. Die Schule ist ein Ort froher, aber auch belastender Erfahrungen. Das besonders dann, wenn positive Rückmeldungen ausbleiben, wenn gehänselt, gespottet und gemobbt wird. Die Ferien sind für manche da eine wahre Erlösung! Für die Lehrkräfte ist die letzte Schulwoche eine besondere Herausforderung. Die Noten sind gemacht, die Zeugnisse geschrieben – jetzt könnte gelernt werden ohne Druck und Notenbuch. Doch gerade das fällt vielen schwer. Zu sehr sind Kinder daran gewöhnt, mehr wegen der Noten als aus eigenem Interesse zu arbeiten und zu lernen. Statt Inhalten und Kompetenzen lehrt die Schule Konkurrenz und Wettbewerb! Aus dem Dilemma, das so entsteht, führt kein Königsweg hinaus. Die Schule soll für die Themen begeistern und erzeugt (evtl. „gleichzeitig“?) Konkurrenzdruck. Sie soll allen jungen Menschen dienen und hält nur für wenige die ersten Plätze bereit. Viele Lehrerinnen, viele Lehrer machen mit großem persönlichen Einsatz und Engagement dennoch viel Gutes aus dieser Situation. Für sie stehen die Kinder tatsächlich in der Mitte. So wie bei Jesus. Der hat den Spieß nämlich auch umgedreht. Als seine Jünger auf die besten Plätze schielten, stellte er, so erzählt es die Bibel, ein Kind in ihre Mitte. Nicht Konkurrenz, sondern Ohnmacht und Neugier sei von ihm zu lernen. Von den Kindern lernen – das wäre den Versuch auch heute wieder einmal wert. Diese Woche ohne Noten wäre dafür ein guter Anfang.

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