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Kultur für alle – Zum Tod von Hilmar Hoffmann
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Kultur für alle – Zum Tod von Hilmar Hoffmann

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim

„Klar mache ich das!“, hat Hilmar Hoffmann mir damals spontan mitgeteilt. Ich war Pressereferent der Stiftung Lesen und hatte ihn gebeten, eine Rettungsaktion für Bibliotheken zu unterstützen. Er hat gleich zugestimmt und dann auch direkt einen engagierten Text für die Presse zur Verfügung gestellt. Dieses Erlebnis ist mir spontan wieder eingefallen, als ich jetzt von Hilmar Hoffmanns Tod erfahren hab. Und ich habe wieder gespürt, dass ich damals wirklich beeindruckt war. Denn Hoffmann war Ende der 90er Jahre schon in einem Alter, in dem andere bloß ihren Ruhestand genießen. Und er hätte sich bequem auf seiner Lebens-Bilanz ausruhen können: Als Kulturdezernent hat er Frankfurt in den 70er und 80er Jahren enorm bereichert: mit dem kommunalen Kino, mit dem Museumsufer– und mit Bibliotheken. Sein Motto lautete: „Kultur für alle“. Und diese Forderung von ihm ist zu einem geflügelten Wort geworden.

Wie ernst es ihn mit diesem Satz war, das hab ich dann bei persönlichen Gesprächen im Rahmen dieser Bibliotheks-Rettungsaktion gespürt. Und wie wichtig der Satz ist, das merke ich jetzt im Lehrerberuf praktisch jeden Tag: Gerade Kinder aus bildungsfernen Schichten brauchen dringend geistige Anregungen durch Bibliotheken, Theater und Museen. Kultur bereichert ihre Persönlichkeit. Das hat mir gerade erst ein Junge im Deutschunterricht vor Augen geführt: Er hat einen ergreifenden Brief an sein Heimatland Syrien verfasst. Und ich habe beim Lesen gespürt: Es tut ihm unglaublich gut, dass er dank Schreib- und Lesetraining inzwischen seine Gefühle auch auf Deutsch zu Papier bringen kann. Selten habe ich so intensiv gemerkt: Kultur und Bildung verleihen wirklich Flügel.

Und das hat auch Langzeitwirkung, wie mir einmal eine gestandene Studienrätin versichert hat. Sie ist in ihrer Familie die erste Studierte – und das habe sie nicht zuletzt ihrer öffentlichen Bibliothek zu verdanken. Ihr augenzwinkerndes Fazit: „Im Grunde ist meine Bildung daher Volkseigentum.“

Solche Beispiele zeigen für mich: Hilmar Hoffmanns Forderung „Kultur für alle“ hängt ganz konkret mit meinem Alltagsleben zusammen. Ich spüre: Es lohnt sich, mit Kultur und Bildung das Leben von Kindern zu bereichern. Etwa durch ehrenamtliche Bibliotheksarbeit. Oder auch in vielen anderen Situationen, in denen ich Kinder für Bücher begeistere und zum Lesen ermutige. Ob als Lehrer oder als Papa.

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